Bei der diesjährigen PIN.-Auktion in München wird auch ein Werk der New Yorker Künstlerin Tschabalala Self aufgerufen
ShareDie Frau steht am Fenster, doch ihr Blick geht nicht wirklich nach draußen. Und das Draußen kann mit seinem Farb- und Formenmuster ebenso ein Drinnen sein. In den Mustern und Farben, die Tschabalala Self in ihrem Gemälde „La Fenêtre“ verwendet, ist der Einfluss und das helle Licht von Henri Matisse spürbar, ein Künstler, den sie bewundert und zu dem sie eine tiefe Affinität empfindet. Vor allem aber geht es Self, die in New York lebt und arbeitet, um unsere Perspektive auf die zentrale Figur des Bildes, die schwarze Frau und ihre Silhouette. Um eine neue Erzählung rund um den „geschlechtlich und rassistisch geprägten Körper“, „einen Körper, der sowohl verherrlicht als auch abgelehnt wird“, wie die New Yorker Malerin sagt.
Was Self damit meint, ließ sich kürzlich besonders gut auf der Art Basel Paris beobachten, wo ihre große Installation „My House“ am Stand der Galerie Presenhuber Aufsehen erregte. Das immersive Environment aus Skulpturen, Mixed-Media-Gemälden und Wandbemalungen, das dort zu sehen war, ist von der traurigen Geschichte von Sarah Baartman inspiriert, die Anfang des 19. Jahrhunderts aus Südafrika nach Großbritannien verschleppt worden war und dort wegen ihrer ungewöhnlichen Körperlichkeit als ‚Hottentot Venus,‘ als Zirkusattraktion, vorgeführt wurde. Später landete sie in Paris, wurde zur Prostitution gezwungen und starb jung. „Der Missbrauch endete nicht mit ihrem Tod“, sagt Tschabalala Self. Baartmans sterbliche Überreste landeten schließlich im Museum, sie wurde quasi ausgestopft, und waren bis in die 1970er-Jahre im Musée de l’Homme ausgestellt. In ihrer Installation hat Tschabalala Self sich vorgestellt, wie Sarah Baartman als freie Frau in Paris lebt, ein Zuhause hat, Freunde empfängt und ein normales Leben führt.
Übrigens: „La Fenêtre“ (2024) wird am 16. November auf der PIN.-Auktion in München aufgerufen, die die Freunde der Pinakothek alljährlich veranstalten.