Ausstellungen

The Wild West – Polnische Avantgarde in Budapest

Das Ludwig Múzeum in Budapest widmet sich unserem Nachbarland und zeigt eine große Ausstellung über die Geschichte der Avantgarde in Wrocław seit den 1960er-Jahren

Von Simone Sondermann
07.10.2016

In den Sechzigerjahren wurde das schwer kriegszerstörte Wrocław zu einem Melting Pot der polnischen Avantgarde. Viele Künstler zogen hierher, denn die Stadt bot ungewohnten Freiraum in der kommunistischen Zeit. Was viel mit ihrer besonderen Geschichte zu tun hat, musste sich das ehemalige Breslau, über Jahrhunderte eine preußische beziehungsweise deutsche Stadt, doch nach dem Krieg komplett neu erfinden. So entstanden hier der Konzeptualismus und die konkrete Poesie eines Stanisław DróŻdŻ, und in den Studios wurden Avantgardefilme von Andrzej Wajda oder Agnieska Holland gedreht. Die BWA Gallery, die bis heute existiert, zeigte die Performances von Krzysztof Zarębski, kurz bevor dieser wegen der Einführung des Kriegsrechts 1981 das Land verließ, auch die Plakatkunst war in der schlesischen Stadt herausragend vertreten. Die Ausstellung »The Wild West« dokumentiert umfassend diese einzigartige kulturelle Blüte und zeigt Werke von mehr als hundert Künstlern, darunter auch viele Künstlerinnen wie Natalia LL und Valie Export oder die Architektin Jadwiga Grabowska-Hawrylak, die das moderne Stadtbild Wrocław entscheidend prägte. Wrocław ist in diesem Jahr Kulturhauptstadt Europas. Die Schau entstand zu diesem Anlass und ist nach ihrer Tour durch Ost- und Mitteleuropa nun seit dem 1. Oktober als Letztes in Budapest zu sehen. Nicht verpassen!

”The Wild West. A History of Wroclaw’s Avant-Garde“, Ludwig Múzeum, Budapest, bis 27. November

 

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