Das Museum DKM in Duisburg zeigt Gereon Krebbers postindustrielle Skulpturen in einer großen Übersichtsschau
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18.11.2016
Was klebt denn da? In der feingliedrigen Stahlkonstruktion hängen merkwürdige Gebilde, scheinbar schlaff, von irritierend schmutziger Vielfarbigkeit. Sie waren mal Wischmopps, doch man hat sie in Leim getaucht, dann erstarren lassen, mit Farbe besprüht und ihres Nutzwerts beraubt. „Zu meiner Arbeit gehört es, zu zerstören, zu beschädigen“, so Gereon Krebber, dessen Werk derzeit in einer Überblicksschau in Duisburg zu sehen ist. Krebber, 1973 in Oberhausen geboren und Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie, ist ein Virtuose schäbiger Materialien. Er arbeitet gern mit dem Baumarktsortiment, mit Sprühlack, Folie, Bauschaum. Und lotet die Grenzen dieser Stoffe aus. So legt er Klebeband Schicht um Schicht übereinander, färbt es und brennt Löcher hinein, bis daraus abstrakte Wandobjekte entstehen, die zwischen den Farbraumkissen Gotthard Graubners und einer Mondlandschaft changieren. Oder er schleift Spiegel wie in der Arbeit „Doppelgänger“ bis auf den Glasgrund hinunter und erzeugt so ein Spiel aus transparenten, farbigen und reflektierenden Flächen.
„Das Werk muss letztlich aus sich heraus sprechen“, erklärt er selbstbewusst. Dass Krebber mit dem Hässlichen flirtet (was ihm bei seinen Objekten im öffentlichen Raum des Öfteren Proteste einbrachte) und seinen subversiven Geist durch lautmalerische Nonsenstitel unterstreicht, lenkt leicht den Blick davon ab, wie ernsthaft und zugleich experimentierfreudig der Bildhauer mit den klassischen Fragen von Material und Form ringt. In dem Privatmuseum DKM von Dirk Krämer und Klaus Maas entfalten sich Krebbers Skulpturen in einem Umfeld, das ansonsten vor allem der antiken asiatischen Kunst gewidmet ist – der Schwerpunkt der Sammler. So entsteht ein faszinierender grenzüberschreitender Dialog zwischen dem postindustriellen Zeitalter und einer fernen Epoche handwerklicher Kunst.
„antagomorph – Gereon Krebber“, Museum DKM, Duisburg, bis 5. März