Das Museum Kunstpalast in Düsseldorf erinnert sich an das „Junge Rheinland“
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12.04.2019
Das „Junge Rheinland“ ist ganz schön alt geworden. Schließlich konnte es gerade seinen hundertsten Geburtstag feiern. Unansehnlich ist es deswegen aber nicht. Nur zeitgebunden, zeitverbunden. Das verdeutlicht die Schau „‚Zu schön, um wahr zu sein‘ – Das Junge Rheinland“ im Düsseldorfer Kunstpalast.
Die Vereinigung wurde im Februar 1919 aufgrund des gemeinsamen Aufrufs des Schriftstellers Herbert Eulenberg und der Maler Arthur Kaufmann und Adolf Uzarski gegründet. Man hoffte, so „einen Zusammenschluss der gesamten jungen rheinischen Künstlerschaft zu erreichen“. Das scheint gelungen, denn in den nachfolgenden knapp anderthalb Jahrzehnten schlossen sich mehr als vierhundert Künstler an. In den Listen findet man jedoch auch den Dichter Joachim Ringelnatz, den Schauspieler Gustaf Gründgens, Düsseldorfs Theaterdirektorengespann Louise Dumont und Gustav Lindemann oder der Autor Hanns Heinz Ewers.
Posthum wurden August Macke und Wilhelm Lehmbruck aufgenommen. Man verstand sich als „fortschrittlich“. Doch das war eher als allgemeines Gefühl denn als künstlerisches Konzept gedacht. Schließlich hieß man „jeden Künstler willkommen, der aus überlebter Schablone heraus Erneuerung anstrebt“. Der Jubiläumsausstellung geht es nicht um eine Bestandsaufnahme. Sie will einen Eindruck von den Unterschiedlichkeiten vermitteln, die eine so große Künstlergruppe ertragen muss. Stilistisch und thematisch legte man sich nicht fest. Späte Impressionisten waren genauso dabei wie milde Expressionisten, neusachliche Realisten oder einige wenige Surrealisten. Auch Künstlerinnen gehörten dazu, wenngleich eher familiär geduldet als künstlerisch geschätzt.
Die Auswahl beginnt zwar mit 15 Gemälden und Plastiken als generelle Einstimmung, konzentriert sich dann aber auf zwölf Biografien – darunter nicht nur Otto Dix und Max Ernst, die die regionale Gebundenheit bald hinter sich ließen, sondern auch der Maler Gert Heinrich Wollheim, dem internationale Anerkennung zwar nicht zuteilwurde, der aber neben den Großen besteht.
Und es wird von jenen Künstlern erzählt, die wie Uzarski auch als Organisatoren und Polemiker den Kreis zusammenhielten. Ihre Bilder betrachtet man mit Nachsicht, da sie sichtbar in ihrer Zeit verharren. Letzteres gilt auch für die Künstlerin Lotte B. Prechner, deren Gemälde „Epoche“ mit dem gutbürgerlichen Schwarzen in weißem Hemd und Schlips neben einem Bücherstapel und Fragmenten von Schlagworten gerne als ein Symbolbild des Weimarer Finales zitiert wird.
„Das Junge Rheinland“ erscheint keineswegs als „zu schön, um wahr zu sein“. Es erweist sich vielmehr als ein Bilderbogen, der die Unruhe der Zeit spiegelt. Oft krass realistisch, wiederholt spöttisch überzeichnet, gelegentlich künstlerisch überhöht. Es ist eine Kunst von gestern, die häufig, wenngleich nicht immer, noch heute mit ihren Erzählungen zu bestehen vermag.
‚Zu schön, um wahr zu sein‘ – Das Junge Rheinland
Kunstpalast, Düsseldorf
bis 2. Juni