In der Coronakrise verstärken die Museen ihre digitalen Angebote. Unsere Serie stellt Ausstellungshäuser vor, die gemäß dem Hashtag #MuseumFromHome zum virtuellen Kunstgenuss einladen. Teil 7: vom Centre Pompidou bis zum Museum Schnütgen
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03.05.2020
Das vielfältige digitale Angebot des Centre Pompidou lässt keine Zeit für Langeweile. Das Computerspiel „Prisme 7“ lädt zu einer poetischen Reise durch die Bilder der größten Sammlung Europas ein. In sieben Kapiteln durchwandert man die von Digitalkünstlern entworfenen Welten und entdeckt dabei spielerisch die Grundprinzipien zeitgenössischer Kunst. Außerdem führen Kuratorinnen per Video durch die Ausstellung „Dora Maar”, die die unabhängige und erfolgreiche Fotografin und Malerin würdigt. Zusätzlich zeigt ein Podcast auch ihr politisches Engagement auf. Schließlich stellt die Online-Sammlung des Museums die Ikonen der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts vor, darunter natürlich Marcel Duchamps Urinal.
Für seine Installation „stop.” goss der Künstler Douglas Henderson eine E-Gitarre in Beton ein, sodass der angeschlossene Verstärker nun vergeblich brummt. In Zeiten von Corona scheint die Arbeit unsere Sehnsucht zu symbolisieren, endlich wieder Konzerte zu feiern und gemeinsam Kultur zu erleben. Bis dahin kann die Ausstellung „Writing the History of the Future” am ZKM Karlsruhe, zu der die stumme E-Gitarre gehört, im 360° Rundgang virtuell besucht werden. Ergänzend zeigen ein Audioguide und ein digitaler Werkkatalog den medialen Wandel in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Daneben präsentiert das Museum die Reihe „bauhaus.film.expanded”. Sie führt die mal essayistischen, mal abstrakten Filme der Bauhauskünstler vor, begleitet von Kurzvorträgen und Expertengesprächen.
Sämtliche Werke Jan Vermeers in einer einzigen Ausstellung zu versammeln. Für dieses Großprojekt haben sich das Mauritshuis in Den Haag mit Google Arts & Culture und 17 weiteren Institutionen zusammengetan. Entstanden ist eine komplett virtuelle Ausstellung. Denn die Gemälde des Niederländers sind über zahlreiche Sammlungen verstreut und oft zu fragil, um zu reisen. Mithilfe von Augmented Reality tritt man aus den eigenen vier Wänden direkt in den digitalen Museumsraum. Die Meisterwerke, allen voran „Das Mädchen mit dem Perlenohrring”, wurden in höchster Auflösung fotografiert. Im Zoom lassen sie sich bis ins kleinste Detail untersuchen. So erkennt man, wie genial Vermeer die Perle mit nur zwei weißen Pinselstrichen in Bild setzte. Weitere Entdeckungen und Erkenntnisse liefert ein Blog, der die konservatorische Untersuchung dieses faszinierenden Gemäldes 2018 begleitete.
Ein steinerner Löwe begrüßt seine Gäste auf dem virtuellen Rundgang durch das Museum Schnütgen. Kurz darauf tritt man ein in die romanische Cäcilienkirche, eine der ältesten Kirchen Kölns. Sie ist heute Museumsraum und Ausstellungsstück zugleich und beherbergt eine reiche Sammlung mittelalterlicher Kunst. Deren Höhepunkte sind online in hoher Auflösung zu betrachten, darunter ein zierlicher Elfenbeinkamm aus der Zeit Karls des Großen und eine prachtvolle gotische Monstranz. Darüber hinaus erzählt ein ausführlicher Videorundgang die Geschichten und Kontexte der Objekte.