Die Augsburger Galerie Noah präsentiert Werke von Rosa Loy aus den vergangenen zwölf Jahren, vom großformatigen Gemälde bis zum Zeichenblockformat
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23.06.2020
Keiner vertritt die „Neue Leipziger Schule“ prominenter als Neo Rauch. Er gehört längst zur Spitze deutscher zeitgenössischer Maler und wird nicht zuletzt in den USA sehr geschätzt. Dass seine Ehefrau ebenfalls eine bedeutende Malerin ist, wissen zumindest die Augsburger seit geraumer Zeit. Denn in der Galerie Noah wurde ihr schon 2010 eine Sonderschau gewidmet, zuletzt vor fünf Jahren und nun aktuell bis Ende Juli. Beide, Rosa Loy und Neo Rauch, vertreten eine figurative Malerei mit mehrschichtigen Deutungsebenen, doch jeder auf eigenständige Weise. Rosa Loy huldigt der Weiblichkeit in ihrer Kunst.
1958 in Zwickau geboren, hat sie in Berlin an der Humboldt-Universität ein Studium zur Diplomgartenbauingenieurin absolviert. Seit 1985 ist sie mit Neo Rauch verheiratet. 1990 kam ihr gemeinsamer Sohn zur Welt. 1985 bis 1990 besuchte sie in Leipzig die Hochschule für Grafik und Buchkunst. 1990 bis 1993 war Rosa Loy Meisterschülerin bei Professor Rolf Münzner. Das Künstlerehepaar lebt auch heute noch in Neo Rauchs Geburtsstadt Leipzig. In der ehemaligen Leipziger Baumwollspinnerei liegen ihre Ateliers Tür an Tür; doch arbeitet jeder für sich.
Vor den knapp 40 nun ausgestellten Werken aus den vergangenen zwölf Jahren taucht man in Rosa Loys eigene Welt der Weiblichkeit ein: Teils großformatige Gemälde, Mischtechniken und Aquarell-Serien im Zeichenblock-Format schildern Sujets wie Traumsequenzen. Meist agieren zeitlos-junge Mädchen oder Frauen in rätselhaften, märchenhaft-metaphorischen Situationen. Rosa Loy malt in Kasein auf Leinwand, was den Darstellungen ihre warme, tonige, gedämpfte, unaufdringliche, romantische Wirkung verleiht.
Alle Arbeiten sind ausgepreist. Mit 40.000 Euro (Nettopreis) sind die drei großformatigen (210 x 190 cm oder 220×180 cm) Leinwandbilder „Landung“ , „Baumgarten“ und „Drei Parzen“ veranschlagt. 40 mal 30 Zentimeter misst die duftig-heitere Darstellung eines zarten liegenden Mädchenaktes, über dem ein herrlicher großer blauer Schmetterling vor einer grünen Blätterwand schwebt (7.000 Euro). „Sommervogel“ ist ein verwunschenes Bild von 2016 betitelt. Wie in den meisten Fällen geben die Titel – wie „Methode nach D,V.“ von 2008 – Rätsel auf. Zu den eher seltenen farbenfrohen Schöpfungen gehören die zwei „Wärterinnen“ von 2014, einander zugeneigte Brustbilder junger Mädchen unter einem Strauß leuchtend blauer Blumen vor einem Haus nebst fantastischem Landschaftsausblick (9.000 Euro).
„Der linke Fuß (für Boris)“ ist ein Leinwandbild betitelt. Es dürfte das einzige Gemälde der Ausstellung mit einem direkten persönlichen Bezug sein. Denn es zeigt einen Mops neben einem Mädchen mit angezogenen Beinen. Der Mops gehört zum Haushalt des Künstlerehepaars. Und zur Ausstellungseröffnung kam Neo Rauch mit dem Mops an der Leine. Besonders reizvoll sind die zwölf, vorwiegend heiteren, teils skizzenhaft hingehauchten Arbeiten auf Papier in Mischtechnik oder Aquarell im Zeichenblockformat. Sie umspannen die Jahre 2009 bis 2019 und kosten je 2.100 Euro. Wer das Vergnügen hatte, Rosa Loy persönlich begegnet zu sein, wird ihre weibliche Liebenswürdigkeit als Grundton in all ihren Werken erkennen.