Ausstellungen

Wiedereröffnet: 5 Ausstellungen im Juni

Die Museen haben endlich wieder geöffnet. Viele Ausstellungen, die wegen Corona unterbrochen waren, wurden verlängert und gehen nun weiter. Der Juni bietet unter anderem David Hockney in Hamburg, Monet in Potsdam und Ottilia Giacometti in Zürich

Von Weltkunst Redaktion
04.06.2020

David Hockney
Bucerius Kunst Forum, Hamburg, bis 13. September

„David Hockney: Die Tate zu Gast“ ist vor allem eines: persönlich. Wenn man die Ausstellung betritt, wird man zunächst von Hockney selbst begrüßt. Nicht in Persona, aber dafür lebensgroß in einem Gemälde, das ihn, umringt von Bildern, in seinem Atelier zeigt. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass Hockney im Gemälde „In the Studio“ von 2017, welches im Bucerius Kunstforum seine Weltpremiere feiert, ein altes Thema beschäftigt: das Spiel mit der Perspektive.
Die Schau zeigt in klassischer Kuration chronologischdie künstlerischen Perioden Hockneys. Sie beginnt mit den 1950er-Jahren und Hockneys Studium, als seine Gemälde von der Suche nach seiner Identität als Künstler und als homosexueller Mann geprägt waren. Nach einem ersten Besuch der USA im Jahr 1961, den er in der von William Hogharth inspirierten Reihe „A Rake’s Progress“ verarbeitet, zieht Hockney 1964 nach Kalifornien und beginnt seine lange Auseinandersetzung mit formal-ästhetischen Mitteln zur Darstellung von Wasser und transparenten Oberflächen.

David Hockney, „My Parents“, 1977, Abbildung: Tate, London 2019, © David Hockney
David Hockney, „My Parents“, 1977, Abbildung: Tate, London 2019, © David Hockney

Allein um Gemälde, wie „Mr. And Mrs. Clark and Percy“ oder „My Parents“ aus den 1970er-Jahren in voller Größe auf sich wirken zu lassen und über die persönlichen Beziehungen der Dargestellten nachzugrübeln, lohnt ein Besuch der wiedereröffneten Ausstellung. In den Achtzigern malte und fotografierte Hockney den Raum nach neuen Regeln. Es sind kubistisch anmutende Porträts und malerische Experimente wie „Hotel Ataclan: Two Weeks Later“ von 1985 zu sehen. Leider fehlen die Foto-Collagen wie „Pearblossom Hwy., 11 – 18th April 1986, #2“, in denen Hockney die Möglichkeiten perspektivischer Mittel weiter explorierte, in der Leihgabe der Tate.

Raffaels Tapisserien
Staatliche Kunstsammlungen, Dresden, 6. Juni bis 30. August

Die sächsischen Kurfürsten hatten an Raffael einen Narren gefressen, das ist kein Geheimnis. August III. vergötterte seine „Sixtinische Madonna“. Weit weniger Menschen ist bekannt, das schon dessen Vater August der Starke sechs Tapisserien des Renaissancekünstlers zu seinem Besitz zählte. Diese basieren auf Kartons, die Raffael 1515 für Wandteppiche der Sixtinischen Kapelle im Vatikan schuf. Nach 1623 wurden die Motive nach den Originalkartons in der englischen Manufaktur Mortlake neu gewebt. Drei Teppiche zeigen Szenen aus dem Leben des Apostels Paulus, drei aus dem des Petrus („Der wunderbare Fischzug“). Im 500. Todesjahr Raffaels werden die Teppiche nun im Zwinger präsentiert.

Bücher in der Kunst
Museum Brandhorst, München, bis 20. September

Bücher waren für Ed Ruscha früh ein Mittel, um die Welt zu ordnen: in „Twentysix Gasoline Stations“, in „Thirtyfour Parking Lots“ oder „Every Building on the Sunset Strip“. Mit diesen Konzept-Fotopublikationen hat der Amerikaner Kunstgeschichte geschrieben. Insofern ist es fast ein wenig kokett, dass er in einer Malerei jüngeren Datums, „Old Book Back Then“ (2011), zwei aufgeschlagene unberührte weißen Seiten zeigt. Aber das Buch als leere Projek­tionsfläche (oder in diesem Fall: unsicherer Erinnerungscontainer) scheint als Motiv einfach zu schön und symbolträchtig, um es zu ignorieren. Die gleiche Strategie verfolgt Richard Artschwager mit seiner unaufblätterbaren Gesamtausgabe der „Encyclopedia Britannica“ als Holzskulptur (1963). Andere Werke in der Schau von Andy Warhol oder Lawrence Weiner lassen sich da leichter lesen.

Ottilia Giacometti
Kunsthaus Zürich, bis 19. Juli

Von Meisterwerken verlangen wir, dass sie große öffentliche Relevanz haben. Doch oft entsteht Kunst zuallererst aus privaten Gründen. Daran erinnert das Kunsthaus Zürich mit einer außergewöhnlichen Schau über die berühmte Schweizer Giacometti-Familie. Im Zentrum steht hier Ottilia Giacometti, Schwester von Alberto und Diego, die keine Künstlerin war, aber dafür Inhalt vieler Bilder: Vater Giovanni etwa malte sie 1913 in zarten Farben als „Pensierosa“, als „Nachdenkliche“. 1937 starb Ottilia mit 33 Jahren nach der Geburt ihres Sohnes. Alberto zeichnete sie auf dem Totenbett – und auf einem anderen Blatt seinen schlafenden Neffen. Es sind gefühlvolle, intime, unglaublich ergreifende Kunstwerke.

Monet. Orte
Museum Barberini, Potsdam, bis 19. Juli

Was wünschen wir uns bei einer Claude-Monet-Ausstellung? Die rauchenden Dampfloks im „Gare Saint-Lazare“ aus der Londoner National Gallery? Einen „Getreideschober, Schnee, Sonnenlicht“ (1891) aus Privatbesitz? Die „Seerosen“ aus dem Dayton Art Institute? Eine Steilküstenansicht? Ein Feld voll Mohn und Pappeln? Das Museum Barberini stemmt einen kuratorischen Kraftakt und lässt nach der Corona-bedingten Zwangspause nun keinen Wunsch nach ausgiebigen Traumreisen unerfüllt.

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