Die schönsten Kunstausstellungen im August: In diesem Sommer warten Stapelobjekte von Sean Scully im Skulpturenpark Waldfrieden, der Meister vom Mondsee in Wien und ein fast vergessenes Künstlerpaar in Stuttgart
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03.08.2020
Das Leben war kein Zuckerschlecken für den Maler Uwe Lausen, der 1970 im Alter von nur 29 Jahren im Haus seiner Eltern Selbstmord beging. Verzweiflung und Verachtung gegenüber den staatsstützenden „Versicherungsagenten“ – so ein Werktitel von 1967 – kanalisierte er in poppige Gewaltfantasien. Aus heutiger Sicht wirken seiner Bilder faszinierend provokant und attraktiv. Ihnen zur Seite in der Stuttgarter Ausstellung hängen Fotografien der ebenfalls unangepassten Künstlerin Heide Stolz, seiner Ehefrau. Sie inszenierte um 1967 die gemeinsame Tochter Lea für ein unbetiteltes Foto vor Lausens Gemälde „Grandiose Aussichten“ – und schuf so ein höchst symbolisches Bild.
Gut Ding will Weile haben – diese Volksweisheit beherzigt der Künstler Sean Scully, wenn er für seine „Stack“-Arbeiten behutsam Materialien aufeinanderstapelt. Im Wuppertaler Skulpturenpark des Bildhauerkollegen Tony Cragg überträgt Scully sein Prinzip des allmählichen Aufbauens auf eine ganze Ausstellung: Sie begann Mitte Juni bescheiden mit einem „Moor Shadow Stack“, gewann durch die Errichtung weiterer Außenarbeiten an Größe und erlebt voraussichtlich im September ihren Höhepunkt, wenn der Künstler lokalen Kalkstein zu einem neuen Werk stapeln wird. In den Ausstellungshallen des Parks sind zudem die typischen Farbbänder-Gemälde des Iren zu sehen, etwa das frühe „Grid“ (1972–2019), bei dem er sich von marokkanischen Teppichwebern inspirieren ließ.
Mit ihrem zarten blauweißen Dekor hat die Delfter Keramik schon viele Sammler entzückt. Und doch hatte sie keinen größeren Fan als Maria II., die 1677 den niederländischen Statthalter Wilhelm III. von Oranien ehelichte und 1689 an seiner Seite den Thron als Königin von England, Schottland und Irland bestieg. Obwohl in York geboren, fand Maria so sehr Gefallen an der Delfter Keramik, dass sie erst den Palast Het Loo in Apeldoorn damit schmückte und später auch noch einen Pavillon des Hampton Court Palace bei London. So wurde das Delfter Blau zum „Royal Blue“.
Warhol, Johns, Lichtenstein: für Stammgäste des Museums Ludwig ist die amerikanische Kunst der Sixties und Seventies wohlvertrautes Territorium. Denkt man. Doch in der Vergangenheit blieben einige Zonen dieser Epoche vernachlässigte Gebiete. Wo es blinde Flecken gab – etwa bei der Kunst mit feministischen oder queeren Inhalten, aber vor allem bei den Beiträgen afroamerikanischer und indigener Künstlerinnen und Künstler – ergänzt die Schau „Mapping the Collection“ nun das Bild. So wird auch die großartige Ana Mendieta, die mit Körperperformances spielerisch Rollenklischees hinterfragte, endlich prominent gewürdigt.
Plastik ist peinlich, der coole Kunststoff heißt Bakelit. Benannt wurde das einstige Wundermaterial 1909 nach seinem Erfinder, dem belgischen Chemiker Leo Hendrik Baekeland, und da die Verbreitungszeit in die Blüte der Moderne fiel, bezaubern Bakelit-Objekte heute mit ihrem formschönen Retro-Charme. Verfallen war diesem auch der 2018 verstorbene Wiener Galerist Georg Kargl, dessen Sammlung von 300 Objekten jetzt präsentiert wird. Vom kuriosen Raumfährendesign eines amerikanischen Kassiergeräts von 1954 bis zum eleganten Babyfon „Zenith Radio Nurse“ (ebenfalls USA, 1938) ist einiges zu bewundern.
Einen schöneren Künstlernamen hat keiner. Und er bekam ihn nur für ein einziges Werk: den spätgotischen Flügelaltar, den dieser unbekannte Meister vor 1500 wohl für die Stiftskirche von Mondsee schuf. Doch spätestens 1791 bei der Auflösung des Klosters wurde der Altar zerteilt und diese Teile in alle Winde verstreut. Fünf Einzelbilder bewahrt heute das Belvedere, darunter die „Maria als Tempeljungfrau im Ährenkleid“ von der Predella, eines die Fürstlichen Sammlungen Liechtenstein. Und weil seit dem Jahr 2000 auch die Oberösterreichischen Landesmuseen eine Tafel besitzen und 2015 eine zweite aus Privatbesitz ankauften, können zum ersten Mal acht -wunderschöne Gemälde des Meisters von Mondsee wieder vereint werden.