Vorfreude ist die schönste Freude! Dies sind die Kunstausstellungen, die wir nach Wiedereröffnung der Museen im Jahr 2021 besonders empfehlen. Teil 1: Januar bis März
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22.12.2020
Menschen, die auf Tiere starren, werden glücklicher. Und natürlich haben unsere vierbeinigen, gefiederten oder flossenschlagenden Freunde die Künstlerherzen erobert, wie die Kunsthalle Emden eindrucksvoll beweist: In der Ausstellung „wild/schön – Tiere in der Kunst“, die von 30.1. bis 6.6. läuft, präsentiert sich die gemalte Menagerie verspielt bis verschlagen in den Bildern von Miriam Cahn, Andy Warhol oder Franz Marc (auf 27.2. verschoben, Anm. d. Red.).
Das animalische Zucken der menschlichen Seele war das Thema von Francis Bacon. Die Mauer zwischen Zivilisation und Tierreich kam dem Maler ziemlich brüchig vor. „Francis Bacon: Man and Beast“ – eine Schau der Royal Academy of Arts in London – zeigt vom 30.1. bis 18.4. seine sensiblen Studien von Stieren und Eulen sowie seine berühmten Porträts, in denen die Menschen wie Monster wirken.
Die Grenzen des Staates – kartografische nach außen und moralische gegenüber den Bürgern – thematisiert die hochaktuelle Ausstellung „Beyond States“ im Zeppelin Museum in Friedrichshafen. Vom 22.1. bis 6.6. erzählt die Kunst zum Beispiel von verwässerten Hoheitsgebieten im Bodensee oder den Hordern der „Prepper“-Szene, die sich vom Staat abgrenzen.
„The Happy End of Franz Kafka’s ,Amerika‘“ heißt eine unübersichtliche Installation von Martin Kippenberger, die leider auch keinen Schluss für Kafkas unvollendeten Roman anbietet. Dafür verläuft man sich glorios in einer Halle zwischen abgestellten Büro- und Wohnungsmöbeln. Das Museum Folkwang in Essen zeigt vom 7.2. bis 2.5. „Kippis“ selten ausgestelltes Hauptwerk in der Urfassung von 1994.
Amerika wäre nur halb so prächtig ohne Kanada: In „Magnetic North“ führt die Frankfurter Schirn Kunsthalle vom 5.2. bis 29.8. mit farbgewaltigen Bildern vor Augen, wie die Maler der kanadischen Moderne um die berühmte „Group of Seven“ die Schönheit ihres Heimatlandes festhielten.
Die ganze Welt bereisten die holländischen Händler im 17. Jahrhundert, doch der Glanz des „Goldenen Zeitalters“ wurde mit Sklavenblut erkauft. Das Rijksmuseum in Amsterdam hinterfragt mit der Ausstellung „Slavery“ vom 12.2. bis 30.5. auch die Quellen seiner eigenen Existenz. Diese bahnbrechende Schau dürfte weltweit Schule machen.
Der zweifellos größte Star des niederländischen Barock hieß Rembrandt van Rijn. Geschickt bediente er den Geschmack seiner Zeit, denn seine Bilder enthielten jene Kostbarkeiten des Ostens, die auch seine Auftraggeber sammelten: Orientteppiche, Schmuckdolche, Turbane. Eine kritische Reise in „Rembrandts Orient“ wagt das Museum Barberini in Potsdam ab dem 13.3. mit rund 120 Werken des großen Malers und seiner Zeitgenossen.
Die gefeiertste Künstlerin unserer Zeit ist Yayoi Kusama. Ihre Punktbilder und ihre verspiegelten „Infinity Mirror Rooms“ machen die Unendlichkeit für die Dauer eines Selfies begreifbar. Das wird auch vom 19.3. bis 1.8. vor dem Berliner Gropius Bau für lange Warteschlangen sorgen.
Hier geht’s zu Teil 2 und Teil 3 unserer Ausstellungsvorschau.