Ausstellungen / Lebenszeichen aus der Isolation

Aus den Augen, aus dem Sinn? Hoffentlich nicht! Und falls doch, sorgt die Ausstellung „Miss You“ der Fotoagentur Ostkreuz, die gleichzeitig in drei deutschen Städten stattfindet, bald wieder für mehr Sichtbarkeit der Akteure des Kulturbetriebs. Ab dem 2. März werden in Berlin, Hamburg und Baden-Baden Bilder von 18 Fotografinnen und Fotografen der Berliner Agentur präsentiert, die 52 Kunst- und Kulturschaffende isoliert in ihrer alltäglichen Umgebung abbilden. Die Porträtaufnahmen fügen sich, eingebettet in große Leuchtvitrinen, in das Stadtbild ein und lassen so die Gesichter der Kulturwelt erneut zu einem Teil des öffentlichen Lebens werden.

Ostkreuz hat sich 1990 auf Initiative von sieben bedeutenden DDR-Fotografinnen und -Fotografen nach dem Vorbild der Fotoagentur Magnum formiert und zählt heute zu den wichtigen Fotoagenturen Deutschlands. Ihre Mitglieder sind international an Ausstellungen beteiligt und arbeiten für Zeitungen und Magazine wie GEO, SPIEGEL oder die New York Times. Mit ihren Aufnahmen für das aktuelle Projekt setzen sie zum Frühjahr ein positives Zeichen und erstellen zugleich ein zeitgeschichtliches Dokument für die Zukunft.

In den nächsten zwei Wochen könnte uns also auf dem Weg zum Supermarkt die Schauspielerin Katharina Thalbach begegnen, die auf einer herbstlichen Wiese in der Badewanne sitzt, oder Lars Eidinger in giftgrünem Anzug, der uns durch seine Plexiglasscheibe hinweg mustert. Prominente Namen wie die Künstlerin Anne Imhof, der Fotokünstler Thomas Struth oder der Sänger Max Raabe sind in der Ausstellung ebenso vertreten wie weniger bekannte Personen des öffentlichen und freien Kulturbetriebs. Dazu zählen von Tänzerinnen, Pianisten, Choreografinnen und DJs bis zur Puppenspielerin alle, die es vor dem Kultur-Lockdown mit ihren Auftritten geschafft haben, unserem Alltag Leichtigkeit zu verleihen.

Inzwischen erscheinen unbeschwertes Tanzen auf Konzerten, diskursive Pausengespräche im Theater und das Flanieren durch Ausstellungen allerdings wie ferne Erinnerungen aus einem anderen Leben. Die Kulturereignisse und ihre Interpreten fehlen – und die Ausstellung soll signalisieren: Wir fehlen ihnen auch! „Miss you“ versteht sich als ein Lebenszeichen der Künstlerinnen und Künstler mit einer hoffnungsvollen Vorfreude auf ein baldiges Wiedersehen.

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