Die diesjährige Triennale in Brügge hat begonnen. Dreizehn Installationen im Stadtraum verwandeln bis zum Herbst die historische Bilderbuchkulisse in einen hintergründigen Kunstparcours
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07.05.2021
Wenn bunte Farben und ungewohnte Skulpturen die Straßen und Gebäude der Kulturstadt Brügge schmücken, wissen Kunstfreunde: Die Triennale für zeitgenössische Kunst und Architektur hat begonnen! Für die dritte Ausgabe des Kunstevents mit dem diesjährigen Thema „TraumA“ wurden 13 Arbeiten ausgewählt, die hinter die Kulissen der scheinbar perfekten Bilderbuchstadt blicken lassen und verborgene Geschichten sichtbar machen sollen.
Wie ein Parcours durchziehen die temporären Installationen der internationalen Künstlerinnen und Künstler den historischen Stadtkern: Glänzende Masken mit farbigen Bändern der Belgierin Nadia Naveau verzieren den Kanal und heißen Passanten willkommen, an Häusern und Laternen der kleinen Gassen verstecken sich Vogelnester des argentinischen Bildhauers Villar Rojas. Dass dabei oft Gegenwart und Vergangenheit miteinander verwoben werden, zeigt kein Kunstwerk so deutlich wie Amanda Browders Textilinstallation „Happy Coincidences“. Nach einer Sammelaktion der US-amerikanischen Künstlerin entstand in Zusammenarbeit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt ein Flickenteppich in leuchtenden Farben. Installiert wurde die digitale Collage der zusammengenähten Stoffe in einer Straße aus dem 13. Jahrhundert, die nach den damals dort wohnenden und arbeitenden Tuchfärbern benannt ist.
Auch vor den sakralen Orten der Stadt machen die Arbeiten der Künstler und Architekten keinen Halt. Gregor Schneider installiert „Black Lightning“, einen vom Kirchenraum abgeschotteten dunklen Korridor, in einer ehemaligen Zisterzienserabtei und Hans Op de Beeck stellt ein monumentales Karussell auf den Sint-Maartensplein. Die Fahrgäste dieser lebensgroßen Installation sind allerdings keine lachenden Kinder, sondern gelangweilte Skelette, deren blasse Knochen sich in das monochrome Grau des Gesamtwerks fügen.
Nach vielen weiteren Interventionen ist die letzte Station der Route dazu gedacht, sich in einem Labyrinth aus 100 schrägen Säulen zu verlieren. In einem Park im Norden, etwas abseits des historischen Kerns gelegen, entfaltet der Pavillon des Kunst- und Architekturbüros Gijs Van Vaerenbergh seinen Charakter eines undurchdringlichen Baumgeflechts.
Wie gern würde man gleich seine Koffer packen und für diesen Kunstspaziergang nach Brügge reisen. Zwar dämpfen die strengen Quarantäne-Regeln aktuell noch die Reiselust, aber bis zum Herbst wird sich das wohl ändern. Bis es so weit ist, bietet die Website des Events visuelle Inspiration mit Bildern und kurzen Texten zu allen 13 Werken. Die Triennale Brügge 2021 und ihre Kunstinstallationen sind bis zum 24. Oktober zu besichtigen.