Als erste umfassende Ausstellung widmet sich „Spätgotik. Aufbruch in die Neuzeit“ in der Berliner Gemäldegalerie der langen Übergangsphase vom Mittelalter zur Renaissance im deutschsprachigen Raum. Im Dialog von Malerei, Skulptur, Grafik und Kunsthandwerk zeigt sie die ganze Vielfalt der Kunst dieser Zeit
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18.06.2021
Kaum eine Epoche der Kunst ist von so durchgreifenden Veränderungen geprägt wie die Spätgotik im 15. Jahrhundert. Angeregt durch niederländische Entwicklungen veränderten sich die künstlerischen Ausdrucksmittel: Licht und Schatten, Körper und Raum wurden zunehmend wirklichkeitsnah dargestellt.
Die Malerei stellte Heiligenlegenden und die Geschichten der Bibel häufig dar, als würden sie in der gelebten Wirklichkeit stattfinden. Die Verkündigung von Konrad Witz beispielsweise zeigt die Jungfrau gänzlich unspektakulär: Maria befindet sich in einem einfachen, unmöblierten Gemach, in dem sich nicht einmal ein Kissen oder Betpult befinden. Stattdessen schwelgt der Künstler in Effekten, die er malerisch auf den unterschiedlich beleuchteten Oberflächen hervorrufen kann.
Skulpturen wie die Dangolsheimer Muttergottes sind als wirkliche Körper dargestellt: nicht mehr gewichtslos, wie schwebend, sondern mit den Beinen fest auf dem Boden.
Im Laufe des 15. Jahrhunderts bildeten sich verschiedene künstlerische Zentren heraus, deren Stil sich deutlich voneinander unterscheidet. Die Ausstellung zeigt dies eindrücklich an Hauptwerken von Stefan Lochner aus Köln, dem Meister der Darmstädter Passion vom Mittelrhein oder dem reichen Bestand an Goldschmiedearbeiten aus Lüneburg.
Neben religiösen Stiftungen stieg auch die Nachfrage nach weltlichen Motiven. Wachsender Wohlstand des Bürgertums führte zu einem gesteigerten Bedarf an Luxusgütern und erweiterte die Bandbreite der Themen. Eigenständige Landschaftsdarstellungen und vor allem Porträts nahmen ihren Anfang in der Spätgotik.
Mit der Erfindung der Drucktechnik kommt es zu einer ungeahnten Verbreitung von Texten und Bildern, auch über Gattungen hinweg. Häufig verwandten Künstler Druckgrafiken als Vorlagen für Werke in anderen Medien. Kompositionen wie die des Meister E.S. oder Martin Schongauers dienten von Spanien bis Polen als Vorlagen für neue Kunstwerke – ob Gemälde, Glasmalereien, Skulpturen, oder Textilien.
Die Ausstellung vereint deshalb Schöpfungen in allen Medien – mit Ausnahme der Architektur – und macht anschaulich, wie sehr die verschiedenen Künste im ausgehenden Mittelalter ineinander verflochten waren.
Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog bei Hatje Cantz.
„Spätgotik. Aufbruch in die Neuzeit“
Staatliche Museen zu Berlin,
Gemäldegalerie (Kulturforum/Matthäikirchplatz,10785 Berlin)
bis 5. September 2021
Website: https://www.spaetgotik.berlin
Facebook: https://www.facebook.com/gemaeldegalerie
Instagram: https://www.instagram.com/staatlichemuseenzuberlin
„Spätgotik. Aufbruch in die Neuzeit“
Staatliche Museen zu Berlin, 2021
Erschienen im Hatje Cantz Verlag
376 S., 215 Abb., Museumsausgabe: 35 Euro
Hier bestellen: Webshop der Staatlichen Museen zu Berlin