Collection Al Thani

Katars Schätze in Paris

Die Kunstsammlung Al Thani aus dem Emirat Katar hat sich am Pariser Place de la Concorde luxuriöse Ausstellungsräume gesichert – zu fixen Mietkosten von einer Million Euro im Jahr

Von Olga Grimm-Weissert
18.11.2021

Die Schatzkammer eines Scheichs aus Katar – zu bewundern in einem frisch renovierten Gebäude des 18. Jahrhunderts am Pariser Place de la Concorde. Diese Idee ist schlichtweg verlockend. Gedacht als neue Touristenattraktion im Herzen der Seine-Stadt, ist das Hôtel de la Marine, der frühere Sitz der französischen Marine, ein idealer Ort für die „Soft-Power“-Initiative des kleinen Staats Katar.

Die Renovierung des riesigen Gebäudes mit seiner breiten Fensterfront zum Platz, dem ägyptischen Obelisk und den vergoldeten Gittern des königlichen Tuilerien-Parks kostete offiziell 130 Millionen Euro, mehr als der Staat ausgeben wollte. Daher unterzeichnete die Verwaltung der staatlichen Denkmalbauten ein sogenanntes „Mäzenaten-Übereinkommen“ mit der Fondation Collection Al Thani, die 20 Millionen Euro in Raten beisteuert, was ihr das Anrecht auf 20-jährige Nutzung von 400 Quadratmeter Räumlichkeiten garantiert.

Collection Al Thani
Das Hôtel de la Marine besticht auch durch eine nach Süden hin geöffnete Loggia. © Ambroise Tézénas/Centre des monuments nationaux/Photo de presse

In den vollständig schwarz gehaltenen Sälen bietet der 39-jährige Scheich Hamad bin Abullah Al Thani, ein Vetter des derzeit regierenden Emirs von Katar, einen Blick auf die in den letzten zwanzig Jahren zusammengetragene Sammlung, die Zeiten und Zivilisationen durchquert: von Mesopotamien bis ins 18. Jahrhundert. „Trésors der Collection Al Thani“ zeigt 120 Preziosen. Klein, fein und lobenswert, wobei die oft winzige Dimension der Stücke frappierend ist. Kunsthandwerk von höchster technischer Vollkommenheit, aus den wertvollsten Materialien, Jade, Rohkristall, Edelsteine, Perlen, gefasst in Gold und Silber.

Scheich Hamad kaufte den Kaiserkopf

Den von Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen in Süditalien zirka 1240 bestellten Kopf des Kaisers Hadrian aus Chalzedon, im 16. Jahrhundert von einem Kunstschmied durch die Vermeil-Büste ergänzt, erwarb Scheich Hamad sicher bei den Pariser Antiquitätenhändlern Nicolas und Alexis Kugel. Afrikanische Köpfe aus Gabun, davon einer, der durch die Hände des Händlers Charles Ratton ging, vermittelte der in New York tätige deutsche Händler Heinrich Schweizer.  

Collection Al Thani
Bildnis des Kaisers Hadrian aus der Collection Al Thani. Der Kopf entstand in einer Werkstatt des Hofes von Kaiser Friedrich II. in Süditalien um 1240. Die Büste wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Venedig ergänzt. © The Al Thani Collection 2018. All rights reserved. Foto von Todd-White Art Photography

Das Motto des über Milliarden verfügenden Scheichs war offensichtlich: nur das Beste vom Besten. Er ließ sich von erstklassigen Kennern beraten, kaufte auf Auktionen und in den anerkannten Galerien in New York, London und Paris, wo er über verschiedene alte Stadtpalais verfügt. Die Collection Al Thani umfasst 5000 bis 6000 Objekte. Die derzeit in Paris ausgestellten Schatzstücke tragen Inventarnummern unter 900. Scheich Hamad kann dementsprechend den Besuchern in den kommenden 20 Jahren noch viele neue Augenfreuden gönnen.

Seit sieben Jahren zeigt er seine Sammlung,  zunächst in New York, dann in Paris, Peking, Venedig, Kyoto, Fontainebleau, um schließlich erneut Paris als Endpunkt zu wählen. Verständlich, denn für einen fixen Mietpreis von umgerechnet 208 Euro pro Quadratmeter pro Monat bekommt er eine Bühne relativ günstig und in bester Lage. Die Katarer setzen diese Werbung gezielt ein. Die nächste Etappe heißt für sie Fußballweltmeisterschaft 2022. Denn die Dreieinigkeit „Universität – Museum – Stadion“ ist die Basis für Katars Dynamik.   

Service

Ausstellungen

Al Thani Collection Foundation

im Hôtel de la Marine,
2 place de la Concorde, Paris

hotel-de-la-marine.paris

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