Was gibt es im Jahr 2022 zu sehen? Dies sind die Kunstausstellungen, auf die wir uns besonders freuen. Teil 1: Januar bis März
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27.12.2021
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Erschienen in
Kunstplaner 2022
Sie versteht es, aktuelle Themen wie Feminismus, Genderpolitik und Alltagsrassismus zeitgenössisch in Form zu bringen. Und sorgte zuletzt für Schlagzeilen, als sie aus Kritik über den Umgang mit der Kultur auf das Bundesverdienstkreuz verzichtete. Wer die Videoinstallationen der documenta-12-Teilnehmerin Hito Steyerl in der Ausstellung „I Will Survive“ im K21 in Düsseldorf versäumt hat, kann das vom 28.1. bis 12.6. im Amsterdamer Stedelijk Museum nachholen.
Die Chance, etwas zum zweiten Mal zu sehen, gibt es auch in London. Allerdings wird dort Zeit anders buchstabiert: Vor hundert Jahren verließ Thomas Gainsboroughs Porträt „The Blue Boy“ die National Gallery, um in das Haus seiner neuen Besitzer in Kalifornien zu ziehen. Nun ist das Bildnis des unbekannten Jungen in dem auffallenden blauen Anzug als Leihgabe vom 25.1. bis 15.5. vorübergehend home again am Trafalgar Square.
Hier bieten sich billige Scherze an, sind aber eigentlich verboten: Die Bundeskunsthalle in Bonn zeigt mit „Das Gehirn in Kunst & Wissenschaft“ eine der aufregendsten Ausstellungen des Jahres. Vom 28.1. bis 26.6. dreht sich alles um das Organ, das jeder im Griff zu haben glaubt, ohne darüber auch nur ansatzweise Bescheid zu wissen.
Eine Kunstreise nach Tokio, das wäre schon toll. Aber man könnte auch nach Essen fahren, denn das Museum Folkwang zeigt in der spektakulären Schau „Renoir, Monet, Gauguin“ Hauptwerke aus der Sammlung des National Museum of Western Art – vom 6.2. bis 15.5. und zum ersten Mal seit 70 Jahren! Was den Sammler Kojiro Matsukata mit dem Folkwang-Gründer Karl Ernst Osthaus verband, war ihre Wertschätzung des Spätimpressionismus.
Apropos Kunstreise: Auf volles Risiko geht die Albertina vom 18.2. bis 19.6. in Wien. „Edvard Munch. Im Dialog“ kombiniert Werke des Norwegers mit Arbeiten von Künstlern wie Andy Warhol, Miriam Cahn, Tracey Emin, Georg Baselitz und Marlene Dumas. Das dürfte spannend werden – mal schauen, wer dabei gewinnt (und ob vielleicht auch einer verliert).
Geht Kunst auf Reisen, gibt es manchmal auch nur Gewinner. In dem Fall das Arp Museum im Bahnhof Rolandseck, das vom 20.2. bis 4.9. Werke aus der hauseigenen Sammlung Rau mit denen der Museen Böttcherstraße in Bremen zusammenbringt. Titel der Schau: „Das sind meine modernen Frauen. Tausche Monet gegen Modersohn-Becker“.
Das war überfällig: ein neuer Blick auf die Bilder von Auguste Renoir. Das Städel Museum ist zu verblüffenden, aber historisch fundierten Erkenntnissen gelangt – und stellt in „Renoir. Neorokoko“ vom 2.3. bis 19.6. die Gemälde des Impressionisten in Zusammenhang mit denen von Malern des Rokoko wie Antoine Watteau. Die stießen nach einer Phase krasser Ablehnung im späten 19. Jahrhundert wieder mehr und mehr auf Interesse. Surprise: auch bei Renoir.
Um Renoirs Fast-Zeitgenossen Paul Gauguin kreist eine Ausstellung der Berliner Alten Nationalgalerie. „Paul Gauguin – Why Are You Angry?“ widmet sich vom 25.3. bis 10.7. Traum und Wirklichkeit des Künstlers und unermüdlichen Reisenden, der in der Südsee sein Paradies suchte, und koloniales Gebaren, Armut und Ausbeutung fand. Arbeiten zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler machen das Panorama der Epoche rund.
Über reiche Bestände an Gemälden und Zeichnungen des deutschen Impressionisten Max Slevogt verfügt das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt. Die These von „Les Amusements“ lautet ab dem 13.3.: Für Slevogt waren Illustrationen zu Bühnenstücken und Literatur – die Bewegung, das Spontane, Sinnliche, das Einfangen des glücklichen Momentes – keine Kunst zweiter Klasse (bis 19.6.). Deswegen wirken seine Bilder modern wie Filmstills.