Robert Irwin und Sharon Eyal

Tanz mit dem Licht

Im Kraftwerk Berlin trifft der kalifornische Großmeister der Light Art Robert Irwin auf die sinnlich-technoide Tanzwelt der Choreografin Sharon Eyal

Von Simone Sondermann
16.12.2021

Das Kraftwerk Berlin ist ein eindrucksvoller Bau. 1961, im Jahr des Mauerbaus, nahe der Spree errichtet, versorgte das ehemalige Heizkraftwerk einst halb Ostberlin mit Wärme. In den späten 1990er-Jahren stillgelegt, diente es im Anschluss – wie sein berühmter kleiner Bruder, das Berghain in Berlin-Friedrichshain – als Technoclub und ist nun seit einigen Jahren einer der spektakulärsten Konzert- und Veranstaltungsorte der Stadt. Die Kunststiftung Light Art Space, kurz LAS, hat nun den kalifornischen Lichtkünstler Robert Irwin eingeladen, diesen außergewöhnlichen Ort zu bespielen. Es ist womöglich das letzte große Projekt des heute 93-Jährigen, der seit den 1970er-Jahren zu den Pionieren der Light Art gehört.

Die Besucherinnen und Besucher des Kraftwerks in Berlin-Mitte nähern sich dem ortsspezifischen Werk durch eine Art Ruhetunnel, eine dreieckige Konstruktion, die die Außengeräusche weitgehend abschirmt. Durch sie gelangt man in das offene Obergeschoss des Industriebaus, in das Irwin eine weiße Wand errichten ließ. Auf dieser folgen weiße Leuchtstoffröhren einem unregelmäßigen Muster und ergeben gemeinsam mit dem Schattenwurf ein abstraktes Kunstwerk aus Licht. Auf der hinteren Seite der Wand bilden blaue Leuchtstoffröhren ein nächtliches Spiegelbild der Installation und eröffnen eine noch intimere, stillere Kunsterfahrung.

Kraftwerk Berlin Tanz Sharon Eyal
Das Ensemble tanzmainz im Stück „Soul Chain“ von Sharon Eyal und Gai Behar im Kraftwerk Berlin. © Foto Andreas Etter

LAS begleitet die Ausstellung mit einer Reihe von Tanzaufführungen der israelischen Choreografin Sharon Eyal. Sie zeigt ihre Tanzreihe „This is Not a Love Show“. Beeindruckender Auftakt dieser Reihe war Mitte Dezember ihr preisgekröntes Stück „Soul Chain“, getanzt vom Ensemble des Staatstheaters Mainz, eine technoide Gruppenmeditation über die Liebe und all ihre wilden Gefühlswelten – von tiefer Innigkeit über maßlosen Zorn bis zur eitlen Liebe zu sich selbst. Eyal hat das erfolgreiche Stück für die Aufführung im Kraftwerk neu arrangiert und traf auf ein begeistertes Publikum. Im Dezember und Januar folgen zwei weitere Stücke, mit dem Staatsballett Berlin und der von Eyal und ihrem Partner Gai Behar gegründeten Tanzkompanie L-E-V.

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