Was gibt es im Jahr 2022 zu sehen? Dies sind die Kunstausstellungen, auf die wir uns besonders freuen. Teil 2: April bis Juni
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02.01.2022
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Erschienen in
Kunstplaner 2022
Antoni Gaudís Lebenswerk, die Kirche Sagrada Família in Barcelona, ist die wohl berühmteste Arbeit des Architekten, der für manche ein Hauptvertreter der Art nouveau und für andere einfach ein Genie war. Das Musée d’Orsay in Paris richtet Gaudí vom 12.4. bis 17.7. eine umfassende Schau aus. Eine einmalige Gelegenheit, auch seine weniger bekannten Entwürfe bis hin zu Wandfliesen und Möbeln kennenzulernen.
Bei Oskar Schlemmers Triadischem Ballett verhält es sich genau andersherum. Es ist einer seiner bekanntesten Werkkomplexe, aber die wenigsten haben ihn schon einmal gesehen. Vom 8.4. bis 9.10. schafft „Schlemmer on Stage“ in der Staatsgalerie Stuttgart Abhilfe. Sieben Figurinen aus dem 1922 in Stuttgart uraufgeführten Bühnenstück gehören zum Bestand, raumgreifende Installationen von Ulla von Brandenburg, Kalin Lindena und Haegue Yang machen das Ganze zum Erlebnis.
Das ist auch in Venedig garantiert, wenn am 23.4. die 59. Kunst-Biennale eröffnet (bis 27.11.). Die Nationenpavillons in den Giardini sind das eine, die große, dieses Jahr von Cecilia Alemani kuratierte Ausstellung ist das zweite. Tipp: Schnell hinfahren, bevor in Kassel die documenta beginnt.
Henri Matisses „Rotes Atelier“ von 1911 ist nicht nur ein epochales Werk der Moderne. Es ist auch ein Bild im Bild im Kinoformat. Das MoMA in New York hat nun die sechs Gemälde, drei Skulpturen und eine Keramik, die der Maler darauf fest hielt, für eine kleine Ausstellung zusammengetragen. Was heißt klein? Grandios trifft es besser, denn einige der Dinge wurden erst vor Kurzem entdeckt. „Henri Matisse: The Red Studio“ läuft vom 1.5. bis 11.9. (ab Oktober wird die Schau dann weiter nach Europa gehen, ins Statens Museum for Kunst in Kopenhagen).
Noch eine Künstlerin, deren Schaffen nun gewürdigt wird – und deren Namen die meisten nie gehört haben. Die gebürtige Dortmunderin Annelise Kretschmer war in der Weimarer Republik eine gefragte Fotografin. Im nationalsozialistischen Deutschland machte man ihr das Arbeiten unmöglich, danach geriet sie weitgehend in Vergessenheit. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster zeigt ihre fantastischen, wegweisenden Porträts vom 6.5. bis 14.8. in einer Retrospektive.
Ingelheim am Rhein, immer eine Reise wert – besonders wenn dort das 1959 ins Leben gerufene Kulturfestival Internationale Tage Ingelheim statt findet, so wie in diesem Jahr vom 1.5. bis 10.7. Thema der Sonderschau im alten Rathaus: „Edvard Munchs „Meisterblätter““.
Action-Painting, Informel und Abstrakter Expressionismus: Nach 1945 schlug die Malerei im Westen neue Töne an – als Ausdruck von Individualität, transatlantischem Austausch und wohl auch als Mittel zum Zweck des Kalten Krieges. In Potsdam macht das Museum Barberini seinen Schwestern im großen Berlin mal wieder mächtig Konkurrenz. Vom 4.6. bis 25.9. läuft die Schau „Die Form der Freiheit – Abstraktion nach 1945“.
Außer Konkurrenz läuft so langsam Frank Stella: Als aktuellem Jawlensky-Preisträger bereitet ihm das Museum Wiesbaden vom 10.6. bis 9.10. den gebührenden Auftritt. Ornament und Abstraktion, das Bild und die Ausweitung der Formzone zu Skulptur und Plastik, damit beschäftigt sich der New Yorker seit Jahrzehnten und kommt dabei zuverlässig zu überraschenden Ergebnissen.
Verblüffung ruft auch dieser Fakt hervor: Piet Mondrian, der Erfinder der Gitterstruktur auf Leinwand, der Übersetzer von Musik in Linien, Flächen und rechte Winkel, der Schwarz-Weiß-Rot-Gelb-Blau-Mondrian als Maler von Windmühlen? Die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel nimmt den 150. Geburtstag des Niederländers zum Anlass, ihm vom 5.6. bis 9.10. eine umfassende Retrospektive auszurichten.
Hier geht’s zum ersten Teil unserer Ausstellungsvorschau 2022.