Die Ausstellung im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin zeigt erlesene Werke aus der Kunstkammer Würth
Von
13.01.2022
Nach ihrer Blüte im 16. und 17. Jahrhundert wurden selbst große und bedeutende Kunstkammern im 18. Jahrhundert aufgelöst oder gingen in anderen Sammlungen auf. Von den verstreuten Objekten, die die Zeiten überdauerten, trug der Unternehmer Reinhold Würth über Jahre eine große Anzahl zusammen, wobei ein Schwerpunkt auf Werken aus der hohenlohischen Heimat des Sammlers liegt.
Mit ihrem breiten Sammlungsspektrum, das gleichermaßen Kunst- wie Naturobjekte unterschiedlicher Herkunft umfasste, illustrierten europäische Kunstkammern den gesamten Kosmos. Neben dem privaten Vergnügen und dem Wunsch nach Kontemplation leiteten auch Machtansprüche und materielle Interessen die fürstlichen Sammler. Kunstkammern dienten der Repräsentation, der Pflege diplomatischer Beziehungen und als Kapitalanlage. Aber auch Wissensdurst konnte den Aufbau von Sammlungen anspornen.
In der Berliner Ausstellung geben rund 70 Objekte einen repräsentativen Einblick in die Kunstkammer Würth. Sie sind Teil einer zeitgenössischen Sammlung, spiegeln aber auch einzelne prägnante Facetten historischer Kunstkammern wider. Angereichert wird die Werkauswahl durch ausgewählte Leihgaben aus den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin. Mit der Ausstellung rücken die Sammlungen der Kunstkammer Würth und des Kunstgewerbemuseums in unmittelbare Nachbarschaft und zeugen gemeinsam vom Reichtum und der Strahlkraft historischer Kunstkammern und offenbaren die Vielfalt sowie die künstlerische Qualität ihrer Objekte.
Der elfenbeinerne Laokoon Leonhard Kerns (um 1630), die goldene Minerva Tiziano Aspettis (16 Jh.) oder König Salomon auf dem Gemälde Adriaen von Stalbemts zeigen die Vielfalt der Kunst- und Wunderkammern. Trinkschiffe wie das von Esaias zur Linden (1609-1629) oder das Trinkspiel von Paulus Ättinger in der Form der grazilen Jagdgöttin Dianas (um 1610) geben zugleich Einblick in prachtvolle Zeremonien bei Tisch, zu denen die Objekte meist repräsentativ herangezogen wurden. Themen wie der Frauenraub im Mythos der Proserpina wiederum lenken den Fokus auch auf Aspekte, die von aktueller gesellschaftlicher Relevanz sind.
„Illustre Gäste/Kunstkammer Würth“
Kunstgewerbemuseum, Berlin
10. Dezember bis 10. Juli 2022