Der britische Royal Collection Trust hat sieben Porträts von Überlebenden des Holocaust in Auftrag gegeben, die nun in der Queen’s Gallery in London zu sehen sind
Von
27.01.2022
Als Arek Hersh nach England kam, war er 16 Jahre alt und hatte schon mehr Grausamkeit erlebt, als für ein Menschenleben vorstellbar ist. Er war in Polen im Ghetto interniert und hatte danach, noch immer ein Kind, wie durch ein Wunder das Konzentrationslager Auschwitz überlebt. Vor der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945 wurde er auf einem der „Todesmärsche“ zunächst nach Buchenwald und dann ins Lager Theresienstadt verbracht.
Nach Kriegsende gehörte er zu einer Gruppe von insgesamt 732 verwaisten polnischen Kindern und Jugendlichen, die als Überlebende des Holocaust auf Initiative des britischen Philantropen Leonard Montefiore von der Royal Air Force in das englische Örtchen Windermere evakuiert wurden. Dort erfuhr der Junge von der Ermordung fast seiner gesamten Familie. Arek Hersh schwieg fast fünfzig Jahre lang über seine traumatischen Erlebnisse, bis er sich schließlich entschied, ein Buch darüber zu schreiben und als Zeitzeuge die Erinnerung an die Nazi-Verbrechen wachzuhalten.
Der heute 93-jährige ist einer von sieben Überlebenden, die derzeit in der Londoner Queen’s Gallery geehrt werden. Unter der Schirmherrschaft von Prince Charles hat der Royal Collection Trust sieben Porträts in Auftrag gegeben, die jetzt in einem feierlichen Akt enthüllt wurden. Die Arbeiten stammen von britischen Malerinnen und Malern wie Jenny Saville, Stuart Pearson Wright oder Peter Benney. Das Porträt von Arek Hersh schuf als einziger Ausländer der in Stuttgart lebende Massimiliano Pironti. Es zeigt Hersh, in fotorealistischer Manier gemalt, im Esszimmer seines Hauses sitzend, „wo er gewöhnlich liest“, wie der 40-jährige Künstler erzählt. Im Hintergrund ist eine Porzellanfigur des Moses zu sehen sowie ein kleines Foto des jungendlichen Arek. Es ist die erste Aufnahme des Jungen nach seiner Ankunft im rettenden Windermere – der Beginn eines neues Lebens.