Der große Modedesigner Thierry Mugler ist mit 73 Jahren verstorben. Die Kunsthalle München zeigt seine lebensfrohen und mutigen Kreationen in einem digitalen Rundgang
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24.01.2022
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Erschienen in
WELTKUNST Nr. 177
Viel länger als ursprünglich geplant verweilte die Retrospektive des Modemachers, Regisseurs, Fotografen und Parfümeurs Thierry Mugler in München und ist nun immer noch digital zu sehen – es ist eine spektakuläre Parade voller Lebenslust und theatralischer Einfälle. Man staunt wie vor einem Feuerwerk, bei dem sich aus einer bunten Explosion heraus auf einmal funkelnde Sterne ergießen. Und wie bei einem Silvesterfeuerwerk mischt sich ein bisschen Melancholie mit in das Vergnügen: All der Glamour, die Modenschauen, die Partys, der Zirkus und die Oper, viele Kostüme, Fotos und Filmausschnitte erinnern an die Achtziger- und Neunzigerjahre, die längst Vergangenheit sind. Und in diesen seltsamen Pandemiejahren fragt man sich, ob jemals wieder etwas so sexy und überschäumend sein wird, wie es die Welt von Thierry Mugler hier vorspielt. Nun ist der Modeschöpfer mit 73 Jahren verstorben
Neben mehr als 150 Outfits, die der 1948 in Straßburg geborene, als klassischer Balletttänzer ausgebildete Modemacher seit 1977 schuf, versammelt die Kunsthalle Accessoires, Entwurfszeichnungen, Videos und rund 100 Bilder berühmter Modefotografen, mit denen Thierry Mugler seine Kreationen inszenierte, etwa Helmut Newton, Ellen von Unwerth und David LaChapelle.
Seine Materialien reichten von Lack und Leder, Federn und Schlangenhaut bis zu Chrom und Plexiglas: Mugler verband immer wieder größte Freizügigkeit mit maximal gepanzerten Hüllen für seine Superheldinnen und -helden. Besonders bewegend: Aus seiner Shakespeare-Inszenierung mit der Comédie-Française in Avignon 1985 hat der Künstler Michel Lemieux in München jetzt Muglers schlafwandelnde Lady Macbeth als geisterhaftes Hologramm wieder zum Leben erweckt.
„Thierry Mugler: Couturissime“
Digitaler Rundgang
Kunsthalle München