Ausstellungstipps

Die besten Ausstellungen im März

Die spannendsten Kunstausstellungen im März: Louise Bourgeois und Jenny Holzer im Dialog, Yves Saint Laurent erobert gleich mehrere Pariser Museen, und Libby Heaney entführt in die Welt des Quantencomputings

Von Tim Ackermann
02.03.2022
/ Erschienen in WELTKUNST Nr. 196

Bourgeois X Holzer

Kunstmuseum Basel, bis 15. Mai

„Es geht dich verdammt noch mal nichts an, verdammt!“ Der Satz, den Louise Bourgeois 2005 im Werk „Key Hole“ unter die Zeichnung eines Schlüssellochs schrieb – und somit dem Betrachter entgegenschleudert –, beweist die Macht von Text im Bild. Dafür steht auch Jenny Holzer, die in den Siebzigerjahren ihre Kunstaphorismen „Truisms“ erfand. Holzer hat nun eine bemerkenswerte Ausstellung aus Bourgeois’ Œuvre kuratiert, die auf Arbeiten mit Schrift fokussiert. Und uns wortreich glücklich macht!

Libby Heaney

Schering Stiftung, Berlin, bis 1. Mai

Wir nutzen zwar alle tagtäglich Computer, doch die meisten von uns begreifen allenfalls oberflächlich, wie sie eigentlich funktionieren. Wie wird das erst mit Quantencomputing werden, dem next big thing in der technologischen Entwicklung? Eine, die viel davon versteht, ist die britische Physikerin und Künstlerin Libby Heaney. Ihre neue Arbeit „Ent-“, die im Auftrag der Berliner Stiftung Light Art Space entstand, schuf sie mithilfe eines Quantencomputers. Sie nimmt Bezug auf ein Werk der fernen Vergangenheit, den „Garten der Lüste“ von Hieronymus Bosch, und verwandelt dessen Himmel und Hölle in eine Art immersives Videogame. Wer es betritt, findet atmende Landschaften, bevölkert von Aquarellwesen, und blickt in eine seltsame, sich stetig wandelnde Zukunft. 

Black American Portraits

Los Angeles County Museum of Art, bis 17. April

Lange Zeit waren Menschen mit schwarzer Hautfarbe im Wellentunnel fast so selten zu finden wie im Kunstbetrieb. Beides hatte mit Ausgrenzung zu tun, und beides ändert sich gerade zu Recht rapide. Deshalb ist Amy Sheralds Surfer-Heldengemälde „An Ocean Away“ (2020) auch ein passendes Symbolbild für die Ausstellung „Black American Portraits“. Die bedeutsame Überblicksschau versammelt angesagte Namen der Gegenwart wie Njideka Akunyili Crosby und Kehinde Wiley. Sie zeigt aber auch, dass die Geschichte des schwarzen amerikanischen Porträts bereits in der Zeit um 1800 begann.

Yves Saint Laurent

Diverse Museen, Paris, bis 15. Mai

Gut gemerkt ist schon halb kreiert: Dass Modezar Yves Saint Laurent anscheinend häufiger in den großen Pariser Museen Inspiration suchte, offenbart die Ausstellungsreihe „Yves Saint Laurent aux Musées“. Die Fondation Pierre Bergé – Yves Saint Laurent schmuggelt dafür Haute Couture des Meisters in die Bildersäle von fünf großen Häusern. Die Parallelen sind verblüffend: So kupferte Saint Laurent bei der Jacke „Hommage à Picasso“ (1979) Farbe, Schnitt und Knopfleisten ziemlich exakt aus dem „Porträt von Nusch Éluard“ des spanischen Malers aus dem Musée Picasso ab. Und im Centre Pompidou flankieren ihn nun Werke von Mondrian und Martial Raysse. Geschmack hatte er ohne Frage

Renoir und Rokoko

Städel Museum, Frankfurt, 2. März bis 19. Juni

Vor schönen Frauen im Freien stellte Pierre-Auguste Renoir besonders gern seine Staffelei auf. Seine leichthändig getupften Szenen wie „Frau mit Sonnenschirm in einem Garten“ von 1875 gelten als Zeugnis eines entspannten bürgerlichen Lebens im späten 19. Jahrhundert. Renoirs Zeitgenossen hingegen sahen vor allem seine Geistverwandschaft zu einer wichtigen kunsthistorischen Epoche: dem Rokoko. Genau hier knüpft das Städel Museum an, indem es nun Gemälde wie Jean-Antoine Watteaus „Die Einschiffung nach Kythera“ (um 1709/1710) oder ein kleidloses „Ruhendes Mädchen“ (1751) von François Boucher neben die Bilder des Impressionisten hängt. Der Motivvergleich belegt eindrucksvoll, wie die Fêtes galantes des Rokoko ihre Neuauflage im Farbenrausch der Vormoderne feierten.

Lygia Pape

K20, Düsseldorf, 19. März bis 17. Juli

Die Geometrie als eine vom Menschen erfundene Disziplin zu zeigen war das Anliegen der Brasilianerin Lygia Pape (1927– 2004): In ihrem Holzschnitt „Tecelar“ (1957) lässt sich aus den absichtsvoll eingestreuten, feinen Diagonallinien im Rechtwinkelmuster der Charakter des Handgemachten herauslesen. Der Titel verweist zudem auf die Tradition des Webens. Die konkreten Künstler lehnten jedoch die menschliche Handschrift ab, also unterschrieb Pape 1959 das Manifesto Neoconcreto. Später wurde auch das Publikum Teil ihrer Kunst, etwa bei „Divisor“ (1968), einem kollektiven Spaziergang unter einem großen Bettlaken.

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