Eleanor Antin fotografierte 100 Stiefel auf einer Reise durch die USA. Eine Ausstellung zur Fotografie für Kinder präsentiert nun ihr vielschichtiges Werk
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21.10.2022
Wie erklär ich‘s meinem Kind? Diese Frage stellen sich Eltern in allen möglichen Situationen, die den Horizont des Gewohnten überschreiten. Eine Ausstellung in Berlin widmet sich jetzt dem Thema der Fotografie und versucht, diese für Kinder versteh- und erfahrbar zu machen. Nicht die Technik, sondern die Weltsicht, die der künstlerische Umgang mit der Kamera eröffnet. Unter den präsentierten Arbeiten ist Eleanor Antins „100 Boots“, ein Pionierwerk der Konzeptkunst der 1970er-Jahre. Antin schickte 100 Stiefel auf eine Reise quer durch die USA, ließ sie in den verschiedensten Anordnungen und Situationen fotografieren und schickte diese Bilder dann als Postkarte durch die Welt. Die Aufnahmen sind meist ebenso komisch, etwa die zufällig vorbeikommenden Enten auf der Route 101 in Kalifornien, wie tiefernst. Denn die herrenlosen Stiefel erinnern auch an den Vietnamkrieg, der damals, 1971, vielen Menschen sinnlos das Leben kostete. Auch damit ist Antins Werk bewegend aktuell. Denn heute stehen wieder viele Stiefel am Straßenrand, die niemand mehr tragen kann.
Übrigens: Die Ausstellung „Vogelschau und Froschperspektive“ im Berliner Museum für Fotografie läuft noch bis 19. Februar.