Im Jahr 1963 schuf Gerhard Richter mit dem Gemälde „Bomber“ ein universales Bild von der Gewalt des Krieges
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11.10.2022
Es ist eines seiner frühen Bilder, entstanden im Jahr 1963 und damit in einer Zeit, als der Maler sich noch einmal neu erfinden musste. 1961, im Jahr des Mauerbaus, ist Gerhard Richter nach Westdeutschland übergesiedelt. So gut wie alle Werke, die er in der DDR geschaffen hatte, ließ er zurück oder zerstörte sie gar. Seine persönliche Stunde Null. Auch das eine Folge des Weltkriegs, den er als Kind und Jugendlicher miterlebte und der die deutsche Teilung nach sich zog. Viel ist darüber geschrieben worden, über die Bombennächte in Dresden, der Stadt, in der Richter aufwuchs, das Feuer vom Himmel, den Horror des Krieges. Doch der graue Fotorealismus in Richters Gemälde der „Bomber“ von 1963 ist keinem Krieg eindeutig zuzuordnen, so wie auch die vermeintlich realistischen Bomben sich in abstrakte Strichwelten aufzulösen beginnen. Es ist ein Sinnbild der Zerstörung, der Gewalt. Der schmale Abstand zwischen den abgeworfenen Feuerkörpern enthält schon das Desaster, das sie anrichten werden. Es entsteht vor dem inneren Auge. Als Vergeltung für die Explosion auf der Krim-Brücke ließ Wladimir Putin gestern und heute zahlreiche Städte in der Ukraine bombardieren, in Charkiw, in Kiew, in Lwiw schlugen sie ein. Sie trafen Gebäude, Autos, sie trafen Menschen.
Gerhard Richters „Bomber“ ist übrigens bis 12. Februar in der Ausstellung „Kunst und Krieg” im Kunst Museum Winterthur zu sehen.