Eine neue Ausstellung widmet sich der Faszination, die die Schauspielerin und linke Aktivistin Tilla Durieux über Jahrzehnte auf Maler und Fotografen ausübte
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14.10.2022
Künstler von Nolde über Renoir bis Kokoschka haben sie auf Leinwand und Papier verewigt: Die vielen Porträts des Theaterstars Tilla Durieux (1880-1971) ergeben ein Mosaik der Kunst- und Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts. Eine neue Ausstellung im Wiener Leopold Museum widmet sich der Faszination, die die Schauspielerin und linke Aktivistin über Jahrzehnte auf Maler und Fotografen ausübte. Ab Mai ist die Schau dann im Berliner Georg Kolbe Museum zu sehen.
Eines der Highlights der Ausstellung in Durieux‘ Geburtsstadt Wien wird aber nicht nach Berlin reisen: Ein helles, verträumtes Porträt, das Auguste Renoir noch kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs anfertigte, darf als Leihgabe des New Yorker Metropolitan Museum nur im Leopold Museum gezeigt werden. Vor düsterem Hintergrund und mit glühendem Blick bildete hingegen Franz von Stuck die Schauspielerin in einer Rolle als mythische antike Zauberin Kirke ab.
Die als Ottilie Godeffroy geborene Durieux war nicht nur wegen ihrer gefeierten Auftritte auf deutschsprachigen Bühnen und wegen ihres dunkelhaarigen Charakterkopfs als Porträtmodell gefragt. In den 1920er Jahren verkörperte sie zudem den Typus der modernen Frau. Fotografien zeigen sie mit Zigarette im Mundwinkel, in einem Cabrio oder in einem Flugzeug. Dennoch: „Tilla Durieux wurde nicht gern porträtiert“, erzählt Kuratorin Daniela Gregori.
Laut Gregori war Durieux kein abgehobener Star, sondern eine tatkräftige Frau, die sich für arme Menschen und verfolgte Revolutionäre einsetzte. Mit ihrem dritten Ehemann, dem Unternehmer Ludwig Katzenellenbogen, floh sie 1933 aus Deutschland nach Kroatien. In den 1950er Jahren kehrte sie nach Deutschland zurück.