Bild des Tages

Adieu, Marcel Proust

Vor hundert Jahren starb der Schriftsteller Marcel Proust. Sein Meisterwerk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ gilt als das monumentalste Romanwerk des 20. Jahrhunderts 

Von Simone Sondermann/dpa
18.11.2022

Sein Umfang ist gewaltig, sein Inhalt unermesslich und seine Sätze bandwurmartig lang. „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ besteht aus sieben Bänden und über 4500 Seiten. Es hat Marcel Proust weltberühmt gemacht und gilt als das monumentalste Romanwerk des 20. Jahrhunderts. Es ist in unzähligen Übersetzungen erschienen und gehört zu den meistkommentierten und studierten Arbeiten überhaupt. Zu den meistgelesenen zählt das Epos nicht. Warum eigentlich? Vielleicht liegt es an Prousts Gabe, die Zeit bis ins gefühlt Unendliche zu dehnen. Die ganze Fülle der Eindrücke eines einzigen Augenblicks bis zur Erschöpfung aufzufalten, wie zu Beginn von „In Swanns Welt“, als sich Traum- und Wachzustand des Icherzählers in einem geradezu schwindelerrenden Reigen abzulösen scheinen. Begonnen hat Proust mit seinem Opus magnum im Jahr 1906, vier Jahre zuvor enstand das berühmte Porträt des jungen Autors, geschaffen vom Maler Jacques-Émile Blanche. Die beiden lernten sich im Literatursalon von Geneviève Bizet kennen, die wiederum zu einer der Vorbilder für Prousts Romanfiguren wurde. 30 Jahre später, im Jahr 1922, starb Proust mit gerade mal 51 Jahren. Er hatte sein Leben lang an Asthma und Kurzatmigkeit gelitten, ebenso an Depressionen, einer der Gründe für sein zurückgezogenens Leben und sein legendäres Schreiben im Bett. Die letzten drei Bände erschienen postum.

Übrigens: In der Bibliothèque nationale in Paris läuft bis 16. Januar die Ausstellung „La Fabrique de l’oeuvre“, unter anderem mit Jacques-Émile Blanches Proust-Porträt.

 

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