In einer Ausstellung im Kölner Wallraf-Richartz-Museum erzählt Hanns Zischler die Geschichte der künstlerischen Darstellungen von Lesen und Schreiben. Dort ist auch Mabel Dearmers Lithografie „Zeitung lesende Frau“ von 1895 zu sehen
ShareAls die Schriftstellerin und Illustratorin Mabel Dearmer (1872–1915) im Jahr 1895 die Farblithografie „Zeitung lesende Frau“ entwarf, hatte Johannes Gutenberg den Buchdruck zwar schon lange erfunden, und auch die ersten Schreibmaschinen gab es bereits, doch verbarg sich hinter dem Arbeiten mit Text und Bild noch ein wahres, fast zauberhaftes Kunsthandwerk. Ein Poster kann in unserem digitalen Zeitalter fast jede oder jeder mit nur ein paar Klicks gestalten, anschließend sogar gleich selbst ausdrucken. Dearmers ausgeklügelte Lithografie beweist großes Talent. Sie zeigt eine Frau in einem roten Kleid, die ihr Gesicht hinter einer aufgeschlagenen Zeitung verbirgt. Von der Hand der Zeitunglesenden baumeln zwei gelbe Masken. Der Akt des Lesens wird hier als etwas Mysteriöses dargestellt. Es handelt sich um einen klassischen Druck „avant la lettre“: Über die rechte Seite erstreckt sich ein senkrechtes weißes Feld. Auf die freie Stelle konnte im Nachgang ein Text eingesetzt werden. Mit dem Plakatmotiv warb Dearmer für Lesungen aus Henrik Ibsens Drama „Brand“ und Richard Brinsley Sheridans Komödie „Sheridans School for Scandal“. Sie selbst trug die Texte vor.
Wie erzählt man die Geschichte des Lesens und Schreibens? Das Wallraf-Richartz-Museum in Köln zeigt noch bis zum 15. Januar die Ausstellung „Bann und Befreiung – über Lesen und Schreiben“, kuratiert von Hanns Zischler.