Yayoi Kusama hat in Katar einen Parcours mit diversen Außenskulpturen gestaltet. Die farbenprächtigen Werke wecken zwiespältige Gefühle, denn dem Klima bekommen sie nicht
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28.11.2022
Die Palmen tragen weiße Punkte auf rotem Grund, jeder Stamm ist sorgsam mit dem gemusterten Material umwickelt. Wenn dann noch ein monumentaler Kürbis die hypermoderne Hochhaus-Silhouette von Doha ergänzt, kann eigentlich bloß Yayoi Kusama auf die arabische Halbinsel Katar gereist sein, um ihre künstlerischen Spuren zu hinterlassen.
Es ist eine gigantische Ausstellung geworden, ein Parcours mit diversen Außenskulpturen, dem die japanische Bildhauerin den Titel „My Soul Blooms Forever“ gegeben hat. Neben den Palmen und dem Kürbis, der auf drei Streifen seiner Schale zu rennen scheint, gibt es monumentale Blumen auf den weitläufigen, perfekt getrimmten Rasen am Museum für Islamische Kunst (MIA). Immer werden Kusamas „Seelenblüten“ zwar nicht bleiben, in jedem Fall aber länger als die aktuelle Fußball-Weltmeisterschaft. Das Museum plant sie bis in den März nächsten Jahres, gesponsort wurde das Projekt von Louis Vuitton, um die „Faszination der Künstlerin für die Natur mithilfe ihrer skulpturalen Installationen feiern“.
Tatsächlich wecken die farbenprächtigen Werke zwiespältige Gefühle. Rasen bei 30 Grad Celsius? Muss aufwändig gewässert werden, so wie alles in dem Wüstenstaat. Die Natur, in der Kusama hier schwelgt, ist so artifiziell wie ihre eigenen legendären Arbeiten. Sie verbinden sich auch nicht mit ihrer Umgebung, sondern weisen fast schmerzhaft auf die Widersprüche des Spektakels in Katar hin.
Nachhaltigkeit ist ein Thema, das von vielen während der WM angeführt, aber in den wenigsten Fällen tatsächlich eingelöst wird. Dem Klima bekommt es schlecht. Kaum zu glauben, dass die Ausstellung darauf aufmerksam machen wollte! Aber sie tut es, und vielleicht ist das auch ein Aspekt von Kunst – dass sie ihre eigenen, eigenwilligen Wege geht.