Bild des Tages

Mord durch Hunger

Vor rund 90 Jahren führte Stalins grausame Politik zum Hungertod von Millionen Ukrainerinnen und Ukrainern. Nun droht dem Land erneut eine Hungersnot 

Von Clara Zimmermann
01.12.2022

Noch immer herrscht Krieg in Europa. Seit 280 Tagen bombardiert Russland gezielt die Infrastruktur der Ukraine. Diese massive Zerstörung durch die russische Armee hat dramatische Folgen. Millionen Menschen sind auf der Flucht. Viele konnten das Land verlassen, doch ein Großteil der Ukrainerinnen und Ukrainer befindet sich noch immer inmitten des Kriegsgeschehens. Nun steht der Winter vor der Tür und Menschenrechtlerinnen und -rechtler befürchten eine große Hungersnot. Es wird nicht die Erste sein, die das Land erschüttert. „Holodomor“ bedeutet in etwa „Mord durch Hunger“. Vor rund 90 Jahren führte Stalins grausame Politik zum Hungertod von Millionen Ukrainerinnen und Ukrainern. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs erfährt dieser nun eine verstärkte Aufmerksamkeit. Der damalige sowjetische Diktator wollte mit der gezielten Verschlimmerung der Hungersnot die Bevölkerung auf dem Land dazu bringen, ihre Selbständigkeit abzulegen und sich staatlichen Kollektiven unterzuordnen. Nun liegt dem Bundestag ein Antrag vor, den „Holodomor“ als Völkermord einzuordnen.

Der 1938 in Charkow geborene Fotograf Boris Mikhailov setzt sich schon seit langer Zeit mit dem Alltag seiner Landsleute auseinander. Er zählt zu den wichtigsten fotografischen Chronisten der Ukraine. In seinen Arbeiten thematisiert er die politischen, kulturellen und sozialen Umbrüche des Landes. Für die Serie „Yesterday’s Sandwich“, die in den 60er und 70er Jahren entstanden ist, hat Mikhailov mehrere Bilder übereinander gelegt, um die sogenannten „Sandwiches“ zu gestalten. 

Übrigens: Das MEP in Paris zeigt noch bis zum 15. Januar die Ausstellung „Boris Mikhaïlov. Ukrainian diary“.

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