Museen auf der ganzen Welt würdigen Picassos 50. Todestag mit großen Sonderausstellungen und beleuchten die vielen Facetten des schillernden Jahrhundertkünstler
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20.01.2023
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Erschienen in
WELTKUNST Nr. 209
Nicht erfinden, sondern finden! So könnte man das Motto dieses Künstlers beschreiben, der sein Leben lang nach möglichst einfachen Formen suchte. Logisch, dass ihn die Kunst der Urgeschichte mit ihrer reduzierten Bildsprache inspirierte. In Gemälden wie „Frau, einen Stein werfend“ (1931) wird Picassos Faszination für „Urformen“ ebenso offenkundig wie in dem Readymade „Venus des Gas“ (1945), das an Statuetten prähistorischer Fruchtbarkeitsgöttinnen erinnert.
„Picasso und die Prähistorie“, Musée de l’Homme, Paris, 8. Februar bis 12. Juni
Ohne die Frauen wären die Leinwände von Picasso heute leer. War es also ein Anflug von Alterseinsicht, der ihn in seinem letzten Lebensjahrzehnt dazu brachte, seine Machtposition als gefeierter Pinselschwinger in zahlreichen Bildern selbst zu thematisieren? Die erotische Überladung von Spätwerken wie „Der Maler und sein Modell“ (1963, o.) irritierte jedenfalls schon seine Zeitgenossen.
„Picasso. Künstler und Modell – Letzte Bilder“, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, 19. Februar bis 1. Mai
August 1944. Während die Résistance und alliierte Streitkräfte Paris befreien, verbildlicht der Maler die allgemeine Euphorie im Motiv der römischen Bacchusfeste: Zwei heute verschollene Werke kopieren die Komposition von Nicolas Poussins Gemälde „Triumph des Pan“ (1636) und führen später zu Lithografien. Die Schau zeigt, dass Picasso orgiastische Ausgelassenheit oft gepriesen hat, etwa in „Bacchantische Szene mit Minotaurus“ (1933).
„Picasso/Poussin/Bacchanales“, Musée des Beaux-Arts, Lyon, bis 5. März
Das Picasso-Museum hat den britischen Modedesigner und sympathischen Exzentriker Paul Smith als Kurator der Jubiläumsschau eingeladen. Dessen Leidenschaften betreffen nicht nur Farben und Streifen, sondern auch Fahrräder. Kein Wunder, dass ihn Picassos geniale Assemblage „Stierkopf“ von 1942 begeistert.
„Farben in die Sammlung! Kuratiert von Paul Smith“, Musée national Picasso, Paris, 7. März bis 27. August
Im Sommer 1907 zeigte ein 25-jähriger Spanier sein epochales Werk „Demoiselles d’Avignon“ einem 23-jährigen Deutschen, der in Paris eine Galerie hatte. Bald stellte Daniel-Henry Kahnweiler den neuen Kubismus von Picasso und Braque aus. Leihgaben der Collection Kahnweiler-Leiris wie „Akt mit türkischem Hut“ (1955) erinnern an diese Kunstrevolution.
„Daniel-Henry Kahnweiler. Händler und Verleger“, Museu Picasso, Barcelona, bis 19. März