Ausstellungen / Berührende Bilder

Behutsam und etwas unbeholfen hält Sonja das weiche Tier mit beiden Händen über ihre Schulter. Sie steht vor einer bräunlichen Wand, und die Sonne scheint ihr ins Gesicht. Ihr Blick ist nach unten gerichtet, ihr Mund leicht geöffnet. Die Aufnahme entstand 1994, kurz vor der Auflösung der psychiatrischen Station, in der Sonja Patientin war. Sie stammt von der Fotografin Christa Mayer, die damals als Psychologin dort tätig war. In ihrem Buch „Ins Gesicht sehen – fotografische Portraits von Langzeitpatienten“ gibt es ein Zitat, das ihre Beziehung zu den von ihr fotografierten Menschen beschreibt: „Die so erstellten Bilder zeigen meine Welt ebenso wie die der Patientin, und beide sind wir im Bild.“ Das Fotografieren war für Christa Mayer eine Möglichkeit, mit ihren Patienten auf eine neue Weise in Berührung zu kommen. Es ging ihr darum, sie von einer positiven, schönen, sogar zärtlichen Seite zu zeigen, ohne ihnen ihr Anderssein wegzunehmen. Das Bild von Sonja mit dem Hasen ist Teil von „Touch – Politik der Berührungen“, der Jubiläumsschau des europäischen Monats der Fotografie, der dieses Jahr seine 10. Ausgabe feiert. Das Fotografiefestival EMOP findet alle zwei Jahre Berlin statt und umfasst mehr als hundert Ausstellungen in Berlin.

Übrigens: Christa Mayers Fotografien sind vom 2. bis 31. März in der Ausstellung „Touch. Politiken der Berührung“ im Amtsalon in Berlin zu sehen.

Zur Startseite