Ausstellungen / Paradies für schräge Vögel

Als „Living Sculpture“ wurden sie bekannt: Mittlerweile sind Gilbert & George wandelnde Denkmäler für herrlichen Eigensinn und künstlerische Unangepasstheit. Seit mehr als fünfzig Jahren wohnen die distinguierten Herren mit den fein aufeinander abgestimmten Maßanzügen im Londoner East End, und nun haben sie sich unweit ihrer Haustür einen Herzenswusch erfüllt: Am 1. April eröffnete das Künstlerpaar im Stadtteil Spitalfields das Gilbert & George Centre mit drei Galerieräume, die zusammen auf 280 Quadratmeter Ausstellungsfläche kommen. Das Foto oben zeigt die beiden vor dem Eingangstor, Gilbert steht rechts, George links. Das von Sirs Architects in Kooperation mit den Künstlern umgebaute Brauereigebäude aus dem 19. Jahrhundert bietet auf drei Etagen einen dauerhaften Ort für ihre bunten, schrägen, großformatigen Bilder. „The Paradisical Pictures“ heißt die erste Schau am neuen Ort, in denen Gilbert & George ein Himmelreich voller Rosen, Datteln, Feigen und anderer erotischer Knospen erkunden. Die Galerie White Cube Mason’s Yard zeigt schon jetzt ihre „Corpsing Pictures“, mit denen sich die beiden nicht nur auf tote Körper beziehen, sondern auch auf die Bedeutung des Ausdrucks in der Theatersprache: Das Verb beschreibt, wenn zum Beispiel ein Schauspieler aus seiner Rolle fällt, lacht oder seine Zeilen vergisst.

Übrigens: Getreu ihrem Motto „Art for All“ ist der Zugang zu ihrem Privatmuseum gratis.

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