Sie war die erste Künstlerin, die zu ihren Lebzeiten im Centre Pompidou ausgestellt wurde: Über 60 Jahre später widmet das Pariser Museum der Bildhauerin und Ausnahmekünstlerin Germaine Richier nun eine umfassende Retrospektive
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02.03.2023
Rund 200 Skulpturen, Gravuren und Zeichnungen illustrieren Richiers zutiefst radikale Kunst, mit der sie in den 1940er Jahren internationale Anerkennung erlangte. Während ihre Porträts noch vom Einfluss Auguste Rodins und Antoine Bourdelles zeugen, dessen Schülerin Richier war, wurde ihr Werk nach dem Zweiten Weltkrieg immer ausdrucksstärker.
Sie schuf in Bronze und Blei gegossene massive und geschundene Figuren sowie hybride, fantastische Kreaturen wie den Fledermausmann und Insektenfrauen. Mit ihren verstörenden Zwitterwesen, die ihre Vision vom Zerfall der Humanität versinnbildlichen, betrat sie formal und thematisch Neuland.
In einer von Männern dominierten Domäne hatte sich die Bildhauerin innerhalb weniger Jahre durchsetzen können. Richier starb 1959 an den Folgen eines Krebsleidens, kurz nach der Eröffnung der Documenta 2, auf der sie vertreten war. Die Ausstellung dauert bis zum 12. Juni. (dpa)