Das Haus am Waldsee widmet der Berliner Künstlerin Margaret Raspé eine umfassende Retrospektive, die durch filmische Arbeiten der frühen 1970er Jahre ihre Rolle als Wegbereiterin des feministischen Kunstfilms verdeutlicht
Share„Alle Tage wieder – let them swing!“ heißt die im Jahr 1974 entstandene Arbeit Margaret Raspés, die im Haus am Waldsee an die Wand projiziert wird. Der Super-8-Film, von dem hier ein Filmstill zu sehen ist, zeigt die Künstlerin beim Abspülen. Monoton und fast schon unbewusst nimmt sie nach und nach verschiedene Gegenstände in die Hand, hält sie unter Wasser, schrubbt sie ab, legt sie beiseite. Das Besondere dabei: ihr Blick ist auch unser Blick. Durch die Verwendung eines selbst entwickelten Kamerahelms, der einem Baustellenhelm gleicht, nimmt die 1933 in Breslau geborene Fotografin, Filmemacherin und Bildhauerin uns mit in ihre alltäglichen, geradezu banalen, automatischen Alltagsabläufe, während die Kamera jeder ihrer Bewegungen folgt. „Automatik“ heißt auch die Retrospektive, die das Haus ihr aktuell widmet. In der Ausstellung sind mehrere ihrer „Kamerahelmfilme“ zu sehen, mit deren Produktion die Künstlerin in den frühen 1970er Jahren begann. Oftmals widmet sie sich dabei weiblich konnotierten Hausarbeiten, filmt sich beim Schlagen von Sahne zu Butter, beim Panieren eines Schnitzels, dabei, wie sie Wasser in einem Teekessel erhitzt. Mechanische Arbeiten, die, so auf die Wand projiziert, fast schon provokant wirken. Die frühen, feministischen Arbeiten der Künstlerin werden in der Ausstellung mit späteren Werken ergänzt, die sich Fragen der Ökologie, Nachhaltigkeit, Wahrnehmungstheorien, Spiritualität und Heilung widmen. Und zeigen, dass Margaret Raspé – marginalisiert, wie so viele weitere Künstlerinnen ihrer und anderer Generationen – viel früher hätte in denen Kanon der Kunstgeschichte aufgenommen werden müssen.
Übrigens: Die Ausstellung „Automatik“ läuft noch bis zum 29. Mai im Haus am Waldsee in Berlin-Zehlendorf.