Olga Costas farbenfrohe Bildwelten in Leipzig, Nicole Eisenman im Museum Brandhorst und die radikale Außenseiterin Lee Lozano in Turin – das sind unsere Museumstipps zum Wochenende
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24.03.2023
Museum der bildenden Künste, Leipzig, bis 26. März
„Die Obstverkäuferin“ von 1951, das große Hauptwerk der Malerin Olga Costa, ist nur noch bis zum 26. März in Leipzig zu bestaunen. Es ist kein Zufall, dass gerade dort eine Künstlerin gewürdigt wird, die einen Großteil ihres Lebens in Mexiko verbrachte, denn Olga Costa, eigentlich hieß sie Olga Kostakowsky, wurde 1913 in Leipzig geboren. Im Kindesalter siedelte sie mit ihren Eltern nach Mexiko über, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. Das Land durchlief damals eine Zeit des wirtschaftlichen Wachstums und der Demokratisierung für alle. Hier lernte Costa auch Frida Kahlo und Diego Rivera kennen, wurde zu einer der wichtigsten und populärsten Protagonistinnen der mexikanischen Moderne. Auf ihren farbenfrohen Stillleben inszenierte sie besonders gerne Objekte indigener Kultur. Mehr Infos
Fondation Beyeler, Riehen/Basel, bis 17. September
Für alle, die die Eröffnung der Ausstellung der kolumbianischen Künstlerin Doris Salcedo nicht erwarten können, lohnt sich bereits jetzt ein Besuch in der Fondation Beyeler: Als Auftakt zu einer größeren Überblicksschau, die ab 21. Mai folgen wird, zeigt das Schweizer Museum eine Rauminstallation der Künstlerin. „Palimpsest“ besteht aus hellen Fußbodenplatten, in die Namen in etwas dunklerer Schrift eingelassen sind, fein perforiert. Wassertropfen dringen durch die kleinen Löcher nach oben, sie fließen ineinander, verbinden sich zu Linien, schließlich zu Namen von ertrunkenen Menschen im Mittelmeer. „Diese Opfer sollten nicht anonym sein“, sagt Doris Salcedo im Interview mit Tim Ackermann. „Sie haben Namen, die wir nennen sollten, um so ihre unwiederbringliche Abwesenheit zu betrauern.“ Mehr Infos
Musée Picasso, Paris, bis 27. August
Am 8. April jährt sich der Todestag von Pablo Picasso zum 50. Mal. Aus diesem Anlass würdigen Museen auf der ganzen Welt den großen Jahrhundertkünstler mit Sonderausstellungen. Das Musée Picasso in Paris hat sich etwas ganz besonderes einfallen lassen: Es fragte den Modedesigner Sir Paul Smith an, die Jubiläumsschau zu kuratieren. Das Ergebnis ist alles andere als ein White Cube. Picassos Meisterwerke werden hier in neues Licht getaucht. So hat Paul Smith, der selbst für das ikonische Streifenmuster seiner Stoffe bekannt ist, zum Beispiel einen Raum mit Gemälden von Picasso gefüllt, auf denen der Künstler ebenfalls mit Streifen arbeitete. Mehr Infos
Pinacoteca Agnelli, Turin, bis 23. Juli
„Sie fantasierte nicht nur, sondern streikte tatsächlich, verweigert das höchste kapitalistische Gut: die Arbeit“, schreibt Alexandra Wach über Lee Lozano. Eine Retrospektive in Turin versammelt aktuell Arbeiten der amerikanischen Künstlerin, die von Figuration über Abstraktion bis zur Konzeptkunst reichen. Sie gilt als eine Legende des gelebten Ungehorsams, eignete sich absichtlich einen rohen, radikalen und traditionell männlich konnotierten Stil an, voller Wut und schwarzem Humor. 1971 stieg Lee Lozano aus dem ihr verhassten Kunstzirkus aus und verschwand ein paar Jahre später vollständig. Ihr Verschwinden wird heute als ihr größtes Kunstwerk überhaupt gefeiert. „Ihr Grab trägt keinen Namen – eine letzte ultimative Performance der Ich-Auflösung.“ Mehr Infos
Museum Brandhorst, München, bis 10. September
Nicole Eisenman, Jahrgang 1965, ist eine der politisch relevantesten Künstlerinnen der aktuellen New Yorker Kunstszene. Gerade hat im Museum Brandhorst in München eine große Ausstellung eröffnet. Unter den hundert Werken aus dreißig Jahren ist auch das Bild „Long Distance“, das besonders gut in unsere Zeit passt. Gemalt 2015, ein paar Jahre vor Corona, zeigt es geradezu prophetisch, wie wir gelernt haben, mit anderen Menschen, privat und beruflich, über den Bildschirm zu kommunizieren. Eine Person im karierten Hemd, Mann oder Frau, egal, die Schuhe auf dem Schreibtisch, ist im Gespräch mit einer anderen Person, die vielleicht nackt auf einem Bett liegt. Daneben analog ein rosa Kalender an der Wand: Der März hat begonnen, und wann sehen wir uns wieder? Jedes von Nicole Eisenmans Bildern könnte der Anfang oder das Ende eines Romans sein. Mehr Infos