Eine monumentale Ausstellung in den Leipziger Pittlerwerken beleuchtet die Geschichte der digitalen Kunst von 1859 bis heute
ShareDass die Digitalisierung mittlerweile Einzug in unseren Alltag gefunden hat, ihn zu Teilen sogar bereits bestimmt, steht außer Frage. Dass neue Technologien, vom Avatar bis zu ChatGPT, auch in der Kunstwelt angekommen sind, ebenso. Doch wo fängt man an, wenn man die Geschichte der digitalen Kunst erzählen will? Eine neue Ausstellung in den Pittlerwerken in Leipzig-Wahren, einer 1889 erbauten Fabrik für Werkzeug und Maschinen, stellt sich dieser Frage und gibt Einblicke in das kreative Schaffen von Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt, die sich mit digitalen Arbeitsweisen beschäftigen. „Dimensions. Digital Art since 1859“, kuratiert von Richard Castelli, Clara Blume und Dan Xu, heißt die neue Megaschau der Stiftung für Kunst und Kultur, die auf 10.000 Quadratmetern rund 60 Kunstwerke zeigt. Auch zwei Arbeiten von Lu Yang, 1985 in Shanghai geboren und mittlerweile ein weltweit bekannter Multimediastar, sind auf dem Parcours durch die Industriearchitektur zu sehen. In der Videoarbeit „Doku – Digital Alaya“ (2021) erscheint Yangs nonbinärer Avatar in sechs verschiedenen Versionen, die über Fähigkeiten jenseits der physischen Grenzen verfügen. Die digitale Reinkarnation der chinesischen Künstlerin verbindet alte buddhistische Verstellungen zur Wiedergeburt mit neusten Technologien der Bewegungserfassung und 3D-Animation.
Die älteste Arbeit der Ausstellung hingegen und somit eine Art Nullpunkt in der Geschichtsschreibung der elektronischen Künste ist eine Fotoskulptur von François Willème, welche er mithilfe von 24 Kameras schuf, die er im Kreis um ein Modell platzierte und gleichzeitig auslöste. Dieses Verfahren aus dem Jahr 1859 lieferte die Grundlage für die Funktionsweise eines 3D-Druckers.
Übrigens: Die Ausstellung „Dimensions“ läuft noch bis 9. Juli in Leipzig.