Die Neue Nationalgalerie in Berlin zeigt erstmals Gerhard Richters bedeutende Dauerleihgabe an die Staatlichen Museen
ShareEs war ein großer Prestigegewinn für die oftmals kritisierten und vom Reformstau geplagten Staatlichen Museen zu Berlin, als im März 2021 bekannt wurde, dass Deutschlands größter Maler Gerhard Richter hundert Werke der Hauptstadt als Dauerleihgabe überlassen würde. Irgendwann sollen sie auf großzügiger Fläche im Museum des 20. Jahrhunderts präsentiert werden, das gerade auf dem Gelände des Kulturforums nahe dem Potsdamer Platz entsteht. Da dieses aber erst frühestens 2026 öffnet (noch gibt es nicht viel mehr als eine Baugrube), sind die „100 Werke für Berlin“ seit 1. April fürs Erste in der Neuen Nationalgalerie zu sehen. Es ist ein beeindruckender Querschnitt aus Richters Schaffen: Seine berühmten Porträts von „Tante Marianne“, „Onkle Rudi“ und „Herr Heyde“ aus den 1960er-Jahren, verwischte Abmalungen von Fotografien, die biografische und deutsche Geschichte verweben. Seine monumentalen „Strips“ gleich am Anfang der Ausstellung, ein Werk, das schon vor zehn Jahren die Kunst per Computer auf ein ungeahntes Level brachte. Viele knallbunte Fotoübermalungen in kleinerem Format aus den 2010er-Jahren und natürlich der zentrale „Birkenau-Zyklus“, der einen eigenen, kleinen Raum erhalten hat und dem wie schon im vergangenen Jahr in der Alten Nationalgalerie, wo er vorab zu sehen war, eine graue Spiegelarbeit gegenübergestellt wird. Es ist bewegend, diese Werke in Berlin zu sehen, wenn auch der Präsentation etwas Unfertiges anhaftet. Zu eng wirken die Räume, vor allem am gut besuchten Eröffnungstag, an dem die Besuchenden den Bildern permanent zu nahe kamen und das stete Piepen der Alarmanlage die Kunstbetrachtung störte. So ganz kriegt Berlin es noch nicht hin. Vielleicht dann hoffentlich im Neubau in ein paar Jahren.