Supermann? Von wegen. Eine Schau im Museum Frieder Burda stellt 31 zeitgenössische Künstlerinnen vor. Und revidiert ganz nebenbei manch männliches Klischee
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12.05.2023
Supermann ist ein Weichei, der König ist tot, es leben die Frauen – das könnte die kurze Zusammenfassung einer Ausstellung im Museum Frieder Burda sein. Von diesem Samstag an stellt das renommierte Baden-Badener Ausstellungshaus Werke von 31 zeitgenössischen Künstlerinnen vor. Die Schau mit dem Titel „Der König ist tot, lang lebe die Königin“ ist bis zum 8. Oktober zu sehen.
Unter Verweis auf eine legendäre US-Präsentation vor 80 Jahren vereint sie Gemälde, Skulpturen, Fotografien, Filme und Installationen von Künstlerinnen wie Hiba Alansari, Kerstin Brätsch, Leiko Ikemura, Helga Paris, Karin Sander, Patricia Waller und Rosemarie Trockel.
Männliche Klischees werden hinterfragt und humorvoll zerstört: So holt sich Patricia Wallers „O.T. (Superman)“ nicht nur eine blutige Nase. Der Versuch, mit dem Kopf durch die Wand zu fliegen, misslingt kläglich. Kein Wunder. Denn der Superheld ist aus Wolle gehäkelt und damit alles andere als ein stahlharter Kerl.
Eine überdimensionale Häsin von Leiko Ikemura („Usagi Greeting“) bietet unter offenem Rock Unterschlupf, Dinosaurier von Kerstin Brätsch treiben es in „Towards an AlphabetDino Runes“ gefährlich bunt, während das Werk „Girl Dog (Hybrid)“ von Julia Scher die Beklemmungen im Überwachungsstaat thematisiert.
Männer aufgepasst, heißt es bei Marianna Simnetts Krone der „Discordia“: Die römische Göttin der Zwietracht soll Mythen zufolge Kriege zwischen Männern angezettelt und sich an ihrem sinnlosen Blutvergießen geweidet haben. „Discordia“ ist Teil einer Serie, die dämonischen Göttinnen gewidmet ist und die Macht der Weiblichkeit symbolisiert.
Die Ausstellung im Museum Frieder Burda erinnert an ein Aufsehen erregendes Vorhaben von Peggy Guggenheim (1898-1979). Die US-Kunstsammlerin, Galeristin und Mäzenin zeigte vor 80 Jahren in ihrer Galerie Art of this Century in New York die Ausstellung „Exhibition by 31 Women“. Die Schau, bei der Künstler Marcel Duchamp beratend zur Seite stand, gab ausschließlich Künstlerinnen eine Bühne und sorgte für heftige Diskussionen.
„Die seinerzeitigen Kritiken schwankten zwischen widerwilliger Bewunderung und herablassender Missachtung“, erinnert der Kurator und künstlerische Leiter des Baden-Badener Museums, Udo Kittelmann, an die damaligen Reaktionen. Mit der aktuellen Schau will er an die legendäre historische Präsentation anknüpfen. (dpa)