Bild des Tages

Was mir Freiheit bedeutet

Die Tate Britain widmet dem britischen Filmkünstler Isaac Julien und seiner poetischen Geschichte schwarzer queerer Kultur eine erste umfassende Retrospektive

Von Simone Sondermann
26.05.2023

Drei Stunden, 39 Minuten und 33 Sekunden: So lange braucht man, um die sieben Filme und Mehrkanal-Videos von Isaac Julien zu betrachten, die die Tate Britain in der ersten umfassenden Retrospektive des Londoner Künstlers präsentiert. „Ich interessiere mich für Poesie“, sagt Isaac Julien, und es ist eine poetische Trance, in die seine Filmkunstwerke und immersiven Installationen die Besuchenden versetzt. Unterstützt vom großartigen Ausstellungsdesign des Architekten David Adjaye gibt die Schau einen vielfältigen Einblick in Juliens Schaffen von den späten 1980er-Jahren bis heute. „Looking for Langston“ von 1989, sein Film über den schwarzen Dichter Langston Hughes und die Harlem Renaissance, und sein neustes Werk „Once Again… Statues Never Die“, in dem er zur Geschichte schwarzer Künstlerinnen und Schriftsteller der 1920er- und 1930er-Jahre zurückkehrt, bilden dabei eine Art Rahmen, der sich auch in der Fotografie „In the Life/Iolaus” wiederfindet. Der Schauspieler André Holland, der in Juliens erstem großen Filmwerk den Vordenker der Harlem Renaissance Alain Locke spielt, und sein Alter Ego stehen neben einer Büste des Bildhauers Richmond Barthé, die die Ausstellung in der Tate Britain wie eine Art stiller Zeuge eröffnet. Barthé und Locke waren ein Liebespaar, und so entfaltet sich hier eine schwarze queere Kulturgeschichte, die sichtbar zu machen und zu bewahren sich Isaac Julien in seinem Œuvre verschrieben hat.

Übrigens: Die Schau „Isaac Julien. What Freedom is to Me“ in der Londoner Tate Britain läuft bis 20. August. Im Palais Populaire in Berlin sind noch bis 10. Juli in der Ausstellung „Playtime“ Werke von Isaac Julien zu sehen.

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