Russlands Krieg gegen die Ukraine bedroht auch Kultur und Kunst des Landes. Deutschland hilft, indem sie ihr und ihren Schöpfern Exil gewährt – und erstmal damit bekannt macht
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05.05.2023
Wichtige künstlerische Positionen aus der Ukraine vom Beginn des 20. Jahrhunderts an bis zur Gegenwart sind für vier Monate im Dresdner Albertinum versammelt. Damit sei moderne Kunst aus der Ukraine erstmals in einem solchen Umfang in einem westlichen Museum zu sehen, sagte Stefan Rössel, Beauftragter für Auswärtige Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, am Freitag vor der Eröffnung der Ausstellung „Kaleidoskop der Geschichte(n)“. Auch damit leiste Deutschland einen Beitrag, dass ukrainische Künstler eine Plattform bekämen. Bis Anfang September geben Gemälde, Skulpturen, Fotografien, Grafik und Videoarbeiten sowie Archive Einblick in die bewegte Geschichte des Landes sowie den stetigen Kampf um Freiheit, Unabhängigkeit und Identität.
„Man muss festhalten, dass wir viel zu wenig wussten und hingeschaut haben in Bezug auf die ukrainische Kunst der Moderne und der Gegenwart“, sagte die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann. Für die Ausstellung sind im Auftrag des Museumsverbundes aber auch ganz neue Arbeiten entstanden. Sie füge sich direkt ein in die Reihe von Projekten, Mittel- und Osteuropa noch stärker in den Kanon der Kunstgeschichte zu holen. Nicht zuletzt stünden der Schutz der Werke sowie von Künstlern und Kuratoren vor dem Krieg in dem Land im Vordergrund, die hier weiterarbeiten könnten.
Die Ausstellung soll dazu beitragen, die Traditionen ukrainischer Kunst sichtbar zu machen, den Blick dahin in Deutschland zu weiten und zu helfen, das kulturelle Netzwerk zu erhalten, sagte Rössel. Das Auswärtige Amt habe allein 2022 weit über 30 Millionen Euro zur Förderung ukrainischer Kultur und zum Schutz ukrainischer Künstler ausgegeben.
Die Ausstellung thematisiert das Ringen um Freiheit und Unabhängigkeit schon vor 1989, den Kampf für Demokratie und Freiheit, den Alltag in Sowjetzeiten. Von Landschaften und Porträts in Öl, auf Papier bis zu Abstraktem, zu Objekten und Konzeptkunst reicht das Spektrum der Exponate, die auch direkt aus Museen und Privatsammlungen der Ukraine kommen und zum Teil erstmals überhaupt ins Ausland gegeben wurden.
Sie seien wie die Menschen dort bedroht, hier werde ihnen eine Heimat auf Zeit gegeben, sagte Kuratorin Maria Isserlis. Auch viele Ukrainer, die in Deutschland temporär ein Zuhause gefunden hätten, könnten sie in Ruhe und Sicherheit betrachten. Es sei „unglaublich wichtig“, dass die Werke aus ukrainischen Museen kontinuierlich gezeigt werde. Daher soll die Schau von Dresden aus reisen, zunächst in die Niederlande nach Zwolle. „Sie bleiben länger in Europa, wir sind gerade im Gespräch für eine dritte Station.“ (dpa)