Rund 650.000 Menschen besuchten die bisher größte Ausstellung mit Werken des niederländischen Malers Johannes Vermeer in Amsterdam. Ein Kommentar
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06.06.2023
Blockbuster-Ausstellungen begeistern viele Menschen für die Kunst, die sonst selten oder gar nicht ins Museum gehen. Das ist das Gute an diesen Spektakeln. Und wenn im Rijksmuseum in den letzten vier Monaten 28 von den nur 37 erhaltenen Gemälden zu sehen waren, die heute Johannes Vermeer zugeschrieben werden, dann war das eine echte Sensation. Auch Kunstfreunde, die sich sonst lieber abseits vom großen Museumstrubel bewegen, waren unglaublich begierig darauf, eines der raren Tickets für die Schau zu ergattern. Der Hype war gewaltig; in Großbritannien etwa wurde ein Dokumentarfilm über die Amsterdamer Schau in 300 Kinos gezeigt. Am Sonntag endete das Großprojekt, insgesamt 650.000 Besucher aus 113 Nationen kamen. Unerwartet hatte ich letzte Woche die Gelegenheit, die Ausstellung vor ihrem Ende noch zu sehen. Freunde hatten mich vor dem Andrang gewarnt, doch das war bei mir nicht der Fall. Es herrschte eine ruhige, konzentrierte Stimmung, und wenn man ein wenig wartete, konnte man an die meist nicht großen Bilder herantreten und sich in ihre melancholische Intimität versenken. Die didaktische Aufbereitung war dezent, aber sehr ergiebig, auch komplizierte Forschungsergebnisse wurden anschaulich gemacht, ohne die Aura der Gemälde zu stören. Der Zauber, der von Vermeer ausgeht, hat viel mit seiner Maltechnik zu tun. Auch das hat die Ausstellung ihren Besuchern nahegebracht. Trotz mancher Auswüchse des Rummels: Solche Ausstellungen muss es weiterhin geben.