Bild des Tages

Der Fotograf der Luftbrücke

Vor 75 Jahren begann die Berliner Luftbrücke. Im Gedächtnis blieb sie auch durch die Fotografien von Henry Ries

Von Weltkunst News
26.06.2023

Henry Ries wusste die Freiheit zu schätzen. Der jüdische Fotograf entkam dem Naziterror nur knapp, gleich zweimal wiesen ihn die amerikanischen Einwanderungsbehörden ab, bis er mit Teilen seiner Familie 1938 endlich in die USA emigrieren konnte. Seine Großmutter wurde im KZ Theresienstadt ermordet. In seine Heimatstadt Berlin kehrte er schon 1945 vorübergehend zurück, um erst als Übersetzer und dann als Fotograf für die amerikanischen Streitkräfte und dann für die New York Times zu arbeiten. Im Jahr 1948 entstand sein berühmtestes Foto: Es zeigt West-Berliner Jungen, auf einem Trümmerberg stehend, die einem US-amerikanisches Transportflugzeug, das Versorgungsgüter nach West-Berlin bringt, erwartungsvoll zuwinken. Eine bis heute außergewöhnliche Luftbrücke mit mehr als 270.000 Flügen sicherte die Versorgung West-Berlins während der Blockade von 1948/49. Die Sowjetunion hatte zuvor als Antwort auf die Einführung der D-Mark im Westen die Land- und Wasserwege blockiert. Bis heute sind die Flugzeuge unter ihrem Kosenamen „Rosinenbomber“ ein Begriff, den sie bekamen, weil sie Weihnachtsgebäck und Süßigkeiten über der blockierten Stadt abwarfen. Doch auch klassische Versorgungsgüter wie Steinkohle, Medikamente und Grundnahrungsmittel kamen auf diesem Weg nach West-Berlin, vor allem auf den zentralen Anflugplatz in Tempelhof. Insgesamt wurden zwischen Juni 1948 bis Mai 1949 mehr als 2 Millionen Tonnen Güter eingeflogen. Nach einem erfolgreichen Berufsleben als Werbefotograf in New York kehrte Henry Ries im hohen Alter ganz nach Berlin zurück. Er ist auf dem Waldfriedhof Zehlendorf bestattet. Auf seinem Grabstein steht die Variation eines sehr berühmten Satz: „ich war ein Berliner.“

Übrigens: Auf dem Ehrenhof vor der Abflughalle des Flughafens Tempelhof erinnert ab dem 29. Juni eine umfangreiche Freiluftausstellung an die Berlin-Blockade. Drei Berliner Museen organisieren gemeinsam „Blockierte Sieger – geteiltes Berlin“: das Militärhistorische Museum der Bundeswehr Flugplatz Berlin-Gatow, das Alliierten Museum Berlin und das Museum Berlin-Karlshorst. Die Ausstellung läuft bis 12. Mai 2024 – genauso lange wie die Luftbrücke vor 75 Jahren.

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