Guggenheim Museum

„Die wahre Kusama“ in Bilbao

Unter dem Titel „Von 1945 bis heute“ werden in Bilbao über 200 Gemälde, Skulpturen, Installationen und Papierarbeiten der Künstlerin Yayoi Kusama präsentiert

Von Weltkunst News
28.06.2023

Ihre Polka Dots, die Yayoi Kusama auf Skulpturen, Menschen, Leinwände und Taschen von Louis Vuitton malte, sind weltweit bekannt. So stellt derzeit in Paris eine riesige, mit bunten Punkten bemalte Skulptur die Künstlerin dar. Dass ihr Gesamtwerk aber aus mehr besteht als aus ihren Dots-Arbeiten, will das Guggenheim-Museum in Bilbao nun zeigen. Unter dem Titel „Von 1945 bis heute“ werden über 200 Gemälde, Skulpturen, Installationen und Papierarbeiten präsentiert. Damit gibt die spanische Institution Einblick in alle Schaffensphasen der 94-Jährigen, die zu den wichtigsten japanischen Kunstschaffenden der Nachkriegszeit zählt.

Die bis zum 8. Oktober dauernde Werkschau wurde in Kooperation mit dem neuen Museum für zeitgenössische Kunst M+ in Hongkong organisiert. Sie soll „die wahre Kusama“ zeigen und nicht jenes Bild, das von ihr gemeinhin existiere, sagte der Kurator Doryun Chong. Es soll die einzige Station der Ausstellung in Europa sein. Zu den frühesten Werken gehören kleinformatige Zeichnungen und Tuschearbeiten aus den 50er Jahren. Sie bilden überwiegend Blätter und Blumen ab, die Kusamas tiefe Verbundenheit zum organischen Leben widerspiegeln, Ausgangspunkt ihres Biokosmos-Konzepts, in dem alles miteinander verbunden ist und unendlich.

So stellen ihre Punkte kosmische Symbole dar, die den Himmel mit der Erde verbinden. Ihre berühmten gepunkteten Kürbisse zeugen laut Chong von dem Animismus der Künstlerin, dem Glauben, dass die Dinge der Natur beseelt sind. Farbenfrohe Gemälde mit schlichten und fantasievollen Motiven, „Infinitys“, Bilder mit endlosen Netzwerkstrukturen, Möbel, die mit phallusartigen Stoffwülsten überzogen sind. Die Fachwelt hat ihr Werk mehreren Kunstströmungen zuordnen wollen, unter anderem dem Expressionismus, Surrealismus, der Pop Art und dem Minimalismus. Kusama habe all diese Richtungen gestreift, aber daraus ihre ganz eigene, komplexe Bildsprache geschaffen, betonte Chong.

Die Verbindung zwischen ihrer mentalen Verfassung und ihrer Kunst steht auch hier im Raum. Kusama leidet seit ihrer Kindheit an Halluzinationen. Seit mehr als 40 Jahren lebt sie freiwillig in einer psychiatrischen Klinik in Tokio. Ganz in der Nähe liegt ihr 2017 eröffnetes Museum und ihr Atelier, wohin sie täglich gehe. (dpa)

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