Ausstellungstipps

Die schönsten Ausstellungen im August

In diesem Monat entdecken wir die Stillleben von Nathalie du Pasquier in Aarhus, bewundern das Steinkabinett von Heinrich Taddel in Dresden und feiern 31 Künstlerinnen im Museum Frieder Burda

Von Tim Ackermann
31.07.2023
/ Erschienen in Weltkunst Nr. 216

HEINRICH TADDEL

Staatliche Kunstsammlungen Dresden, bis 9. Oktober

Aus 214 in der ganzen Welt zusammengetragenen Schmucksteinen schliff der Goldschmied Heinrich Taddel zwischen 1764 und 1775 kleine Täfelchen und sortierte diese fein säuberlich in ein eigens dafür angefertigtes Prunkkästchen. Mineralogen der TU Bergakademie Freiberg haben diese Steine analysiert – und nun trifft Taddels Steinkabinett auf Objekte des Grünen Gewölbes, wie etwa die ovale Schale mit Angriff und Henkel vor Ottavio Miseroni und Jan Vermeyen, die aus vergleichbaren oder sogar denselben Gesteinsproben gefertigt wurden. Ein so funkelnder wie lehrreicher Dialog!

Heinrich Taddel Dresden
Schale mit Angriff und Henkel vor Ottavio Miseroni und Jan Vermeyen. © Michael Wagner/Grünes Gewölbe, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

MALEREI UND OBJEKTE

Kunsthal Aarhus, bis 3. September

Lange schon lebt die Französin Nathalie Du Pasquier in Mailand. Ihre Stillleben sind monumental („Untitled“, 1995) und oft lapidar in ihrer Rätselhaftigkeit. Später lässt sie in der Malerei mit komplett abstrakten Kompositionen hin und wieder die Ästhetik der Memphis-Bewegung anklingen, die sie selbst als junge Designerin in den Achtzigerjahren mitgestaltete – damals ging von Mailand aus ein neuartiger Stil um die Welt, der Möbel und Architektur humorvoll mit Formen und Farben des Art déco, der Pop-Art und afrikanischer Muster aufmischte. Seit 1989 widmet Nathalie Du Pasquier sich ganz der Kunst. Ausgewogene Geometrien und zielsichere Farbkombinationen prägen auch ihre Keramik und Holzobjekte.

Nathalie du Pasquier Aarhus
Nathalie Du Pasquier, „Untitled“, 1995. © Courtesy of the artist

DER KÖNIG IST TOT …

Museum Frieder Burda, Baden-Baden, bis 8. Oktober

… lang lebe die Königin“. Der Titel dieser Gruppenausstellung ist als Hommage an Peggy Guggenheim gedacht. Die zeigte vor genau 80 Jahren in New York ihre „Exhibition by 31 Women“ und wurde dabei von Marcel Duchamp beraten, der als leidenschaftlicher Schachspieler die Macht der Königinnenfigur gut kannte. In diesem Sinne hat Kurator Udo Kittelmann nun auch 31 zeitgenössische Künstlerinnen versammelt: Helga Paris fotografierte taffe Arbeiterinnen, etwa in derSerie „Frauen im Bekleidungswerk VEB Treffmodelle Berlin“ von 1984. Und eine Superman-Skulptur von Patricia Waller zerschellt blutig an der Museumswand.

Helga Paris Museum Frieder Burda
Helga Paris, „Ohne Titel“ aus der Serie „Frauen im Bekleidungswerk VEB Treffmodelle Berlin“, 1984. © Helga Paris

SYMPTOM: BAROCK

Schloss Eutin, bis 8. Oktober

Der Gedanke, dass eine historische Kunstepoche ansteckend sein könnte, ist doch originell: Die vier zeitgenössischen Künstlerinnen, die sich mit dem 1716 repräsentativ umgebauten Backsteinschloss in Eutin auseinandergesetzt haben, leiden jedenfalls unter akuter Barockitis – wie ihre Werke symptomhaft aufzeigen. So projiziert Myriam Thyes eine Videoarbeit, die Szenen aus Stephen Frears’ Film »Gefährliche Liebschaften« von 1988 enthält, an die Stuckdecke eines Schlafzimmers, um so das Patriarchat an den Höfen des 18. Jahrhunderts zu beleuchten. Sehr ähnlich reagieren Digitaldrucke von Margret Eicher auf Gobelins in einem Ankleidezimmer. Rebecca Stevenson hingegen zitiert mit Werken wie „Object for a Wunderkammer No. 5“ (2019) den Vanitas-Gedanken barocker Stillleben in vergänglichem Wachs.

BELIEVE

Tropez im Freibad Humboldthain, Berlin, bis 3. September

Pack die Badehose ein! Denn wenn die Temperaturen ins Tropische klettern, gibt es neben klimatisierten Museumssälen noch eine weitere Option: Tropez verschönert während der Planschsaison das Gelände des Sommerbads Humboldthain in Berlin mit Kunst. In diesem Jahr hat die Initiative das Motto „Believe“ gewählt, es geht um Glauben, Mystik, Spiritualität: Die Sitzskulptur „The Sacred Rock of Tropez“ (2023) der Polin Maria Loboda zeigt auf ihrer Oberfläche einen Jeansabdruck mit Teufelsschwanz, daneben liegt eine höllische Knute. Interessant ist auch die vom Konfuzianismus inspirierte Drachen-Ameise-Figur, die Zhao Chongqing aus China in einen Baum gehängt hat. Und nach dem Rundgang gibt es nichts Tolleres, als für ein paar Bahnen ins Blau einzutauchen.

CARDIFF & MILLER

Museum Tinguely, Basel, bis 24. September

Mithilfe einer ausgeklügelten Aufnahmetechnik wird Klang bei Janet Cardiff und George Bures Miller räumlich: So können sich die Stimmen des kanadischen Künstlerpaars wie körperlose Geister durch die geschaffenen Installationen bewegen. Wer sich etwa bei „Road Trip“ (2004) auf einem Stuhl niederlässt, bekommt eine Diaschau geboten, an der Cardiff und Miller als unsichtbare Sitznachbarn auftreten – was sich unglaublich real anfühlt. In zahlreichen Arbeiten hat das Duo die Vielstimmigkeit von Objekten und Räumen entfesselt. Die Basler Schau bietet jetzt eine breite Auswahl unbestrittener Lieblingswerke.

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