Strandurlaub oder Kulturreise – das muss kein Gegensatz mehr sein. Wir stellen die schönsten Kunstinseln vor. Teil 2: vom Benediktinerkloster auf der Reichenau bis zum Sonnengott auf Hydra
ShareÎles d’Hyères, Frankreich
Ein wenig wie aus der Zeit gefallen, wirkt dieses Eiland im Azurblau des Mittelmeers: Autos zum Beispiel sind auf Porquerolles nicht erlaubt. Mit dem Leihrad lassen sich die prachtvollen Pinienwälder und feinen Sandstrände ohnehin viel schöner erkunden. Die strengen Naturschutzauflagen durfte der Milliardär Édouard Carmignac nicht ignorieren, und so wurde sein Privatmuseum versteckt unter eine existierende Villa gebaut. Tageslicht fällt durch den Glasboden eines Wasserbassins ein. In dieser Saison zeigt die Fondation Carmignac bis 5. November die Schau „L’île intérieure“ mit Werken etwa von Caroline Achaintre, Peter Doig oder Roy Lichtenstein. Der Titel ist ein Lockruf: Wer seine innere Insel sucht, könnte hier fündig werde.
Bodensee, Deutschland
Vermutlich im Jahr 724 kam der Wanderbischof Pirmin an den Bodensee und gründete auf der Insel bei Konstanz die Benediktinerabtei Reichenau. Das Kloster entwickelte sich prächtig und war vom 8. bis 11. Jahrhundert eines der geistlichen wie politischen Zentren im Reich. Hier wirkten berühmte Gelehrte, und die Bibelhandschriften, die hier entstanden, gehören zu den schönsten Buchmalereien des Mittelalters. Die drei Kirchen aus dieser Blütezeit sind so kostbar und immer noch landschaftsprägend, dass die Unesco 2000 die ganze Insel zum Welterbe erhob. Ein ganz besonderer Schatz ist die in weiten Teilen erhaltene Ausmalung von St. Georg in Oberzell. Es ist der größte erhaltene Bildzyklus aus der Zeit vor 1000.
Bucht von San Francisco, USA
Wer schon mal über die Bucht zwischen San Francisco und Oakland gefahren ist, kennt den Tunnel, der sich durch die kleine Insel fräst. Ab diesem Herbst lohnt es sich, hier einen Zwischenstopp einzuplanen und die Skulptur „Point of Infinity“ von Hiroshi Sugimoto auf dem Hügel des dort neu angelegten Parks zu besuchen. Sie besteht aus zwei hyperbolischen Kurven, die sich immer mehr annähern, aber nie treffen werden. Das Werk des japanischen Künstlers erinnert an den „Tower of the Sun“, welcher zur Weltausstellung im Jahr 1939 auf der benachbarten Treasure Island errichtet wurde, heute jedoch nicht mehr existiert.
Indischer Ozean, Madagaskar
Vom Chamäleon bis zu den Lemuren – die Insel der Wunder beherbergt eine einzigartige Tierwelt. Aufgrund ihrer langen geologischen Isolation vom Festland gibt es hier außerordentlich viele endemische Arten. Doch der Inselstaat im Indischen Ozean lockt nicht mehr nur mit seiner Flora und Fauna, sondern auch mit zeitgenössischer Kunst. In einem historischen Gebäude im Zentrum der Hauptstadt Antananarivo ist seit April die Fondation H zu Hause. Die private Stiftung richtet sich in erster Linie an Kunstschaffende aus Afrika und der Diaspora. Bis Februar 2024 zeigt das in warmen Ockerfarben leuchtende Haus die Webkunst der madagassischen Künstlerin Madame Zo.
Ionische Inseln, Griechenland
Inmitten der schimmernden Gewässer der Ägäis liegt diese nach dem mehrköpfigen Seeungeheuer benannte Insel. Der Project Space Slaughterhouse, eine Initiative der in Athen ansässigen Deste Art Foundation, spielt mit der mystischen Atmosphäre des rauen Eilands und veranstaltet seit 2009 spektakuläre Kunstausstellungen in einem ehemaligen Schlachthaus. Vergangenes Jahr setzte Jeff Koons dem Sonnengott Apollon über den steinigen Klippen ein Denkmal. Diesen Sommer wurde die neun Meter hohe, motorbetriebene Skulptur „Apollo Wind Spinner“ offiziell an die Gemeinde der saronischen Insel übergeben. Bis zum 30. Oktober kann die Gruppenausstellung „Dream Machines“ mit Werken von Cao Fei, Pipilotti Rist und Urs Fischer besucht werden.