Die Sammlung Horn gastiert im Kirchner Museum Davos. Zu den Hauptwerken der Sammlung gehört eine Malerei von Alexej von Jawlensky
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04.07.2023
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 214
Die Stiftung Bettina und Rolf Horn geht auf Reisen: Seit 1988 ist sie fester Bestandteil des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf in Schleswig – doch aktuell treten ihre Werke ein in den direkten Dialog mit den Sammlungen einiger Gastmuseen. Dabei ergibt sich ein umfassendes Panorama großer Malerei, wichtiger Zeichnungen, Druckgrafiken und Skulpturen: Ernst Barlach, Erich Heckel, Alexej von Jawlensky, Ernst Ludwig Kirchner, Käthe Kollwitz, Karl Schmidt-Rottluff, Emil Nolde, Otto Mueller, Max Pechstein.
Der Katalog ermöglicht – das geschieht erstmals – einen vergleichenden Blick in vier angesehene Expressionismus-Sammlungen. Rolf Horn begann den Erwerb, als das Angebot üppig und die Preise erträglich waren. In den Sechziger- und Siebzigerjahren gab es jene Trouvaillen, die als Höhepunkte der „KG Brücke“ gelten. In der Sammlung Horn finden sich frühe Holzschnitte Kirchners von außerordentlicher grafischer Dichte: „Tänzerin mit gehobenem Rock“ aus dem Jahr 1909 und „Segelboote bei Fehmarn“ von 1914. Heckel ist mit dem Holzschnitt „Fränzi liegend“ von 1910 vertreten, einem besonderen Exemplar – ohne Farben, schwarz-weiß abgezogen. Ein stattliches Leimfarbe-auf-Rupfen-Gemälde „Landschaft mit gelbem Feld“ (um 1925) von Otto Mueller bildet einen besonderen Akzent. Die herbe Wucht von Karl Schmidt-Rottluffs Holzschnitten findet sich in herausragender Qualität, darunter „Zwei Frauen“ (1915). Von Emil Nolde konnte der Sammler Aquarelle für seine Sammlung gewinnen, die zum Besten gehören, was der „Magus aus dem Norden“, wie der Kunsthistoriker Paul Ferdinand Schmidt ihn 1929 bezeichnete, schuf. Max Pechsteins sechsteilige Holzschnittfolge „Exotische Köpfe“ ist komplett vorhanden.
Ein herausragendes Gemälde von Christian Rohlfs, „Haus in Soest“ (1916), leitet über zu den Malerinnen und Malern, denen der Sammler und seine Frau über den Kreis der Brücke-Expressionisten hinaus nachgingen. Das in einem beherrschenden Rot zentrierte Tempera-Werk gehört zu den Höhepunkten der jetzigen Ausstellung in Davos. Das gilt auch für „Mädchenhaft“, 1913 von Alexej von Jawlensky gemalt. Eine Reihe grafischer Arbeiten von Käthe Kollwitz und Ernst Barlach sind zu sehen, darunter mehrere berühmte „Selbstbildnisse“, die ihre innere Nähe in der beiden eigenen „geistigen Verwandtschaft zum Thema Menschlichkeit“ besitzen, wie es im Katalog heißt.
In der Einleitung des Bandes wird Rolf Horn, der 1995 kurz vor der Eröffnung „seines“ Museumstrakts verstarb, mit den Worten zitiert: „Die Dinge gehören uns nur auf Zeit.“ Bettina Horn, seine Frau, unterstützt bis heute dieses Anliegen ihres Mannes. Ihre gemeinsame Sammlung ist das Zeugnis einer klar entwickelten und konsequent durchgehaltenen Konzeption.
„Expressionismus! Werke aus der Sammlung Horn“,
Kirchner Museum Davos,
bis 24. September
dann im Museum Ostwall im Dortmunder U und im Kunstmuseum Moritzburg Halle