In dem von Hans Hollein gestalteten Österreichischen Verkehrsbüro konnte man unter Palmen seine Ferien buchen. Die Bundeskunsthalle Bonn blick zurück auf die exzentrische Welt der Postmoderne
ShareIst es ein Bahnhof oder eine Bühne, der Himmel oder die Hölle? Office oder Orient, Amt oder Ägypten? Wir befinden uns im Österreichischen Verkehrsbüro, dem ehemals staatlichen Reiseunternehmen am Wiener Karlsplatz. Hier konnte man ab 1979 seine Ferien buchen und inmitten von bildhauerischer Ironie und metaphorischem Design schon einmal von Tempeln, Palmen und Aussicht träumen. Noch vielfältiger als die Assoziationen dieses Innenausbaus war sein Schöpfer Hans Hollein: Architekt und Pritzker-Preisträger, Künstler, Designer, Theoretiker, Dekorateur, Kurator – siebenmal war er für den Österreichischen Pavillon bei der Venedig-Biennale verantwortlich, 1972 hat er ihn als Künstler bespielt.
Als „Exzeptionalisten“ bezeichnet ihn Eva Kraus, die mit Kolja Reichelt die aktuelle Postmoderne-Ausstellung in der Bonner Bundeskunsthalle kuratiert hat. „Architektur ist alles“ und „Mittel zur Erhaltung der Körperwärme“, hat Hollein gesagt: Fiktion als Funktion, Raum als Display für Ideen und Andeutungen. So suggeriert der Boden einen Rundweg über den fensterlosen Raum hinaus in die Ferne. Funktional sind hier nur die Termintische. Alles andere war zwar benutzbar, aber vor allem erzählerisch. Ein begehbares Bild. Die Vögel vor der himmlischen Kulisse etwa sind dreidimensionale Attrappen – als würden sie die Fiktion des Reisens, den Wunsch nach Aneignung fremder Orte durch bloße Anwesenheit lebensecht konservieren.
Übrigens: Die Ausstellung „Alles auf einmal: Die Postmoderne, 1967–1992“ läuft ab dem 29. September in der Bundeskunsthalle Bonn. Und hier geht’s zur neusten Tadan-Stilkolumne „Alles nur Deko“.