Die Royal Academy in London blickt in einer großen Retrospektive auf das radikale Schaffen von Marina Abramović zurück
Share„Ich nenne es nicht Retrospektive. Es ist einfach nur das Beste, was ich gemacht habe in den fünfzig Jahren meiner Karriere.“ So kündigte Marina Abramović in ihrer unbeschreiblichen Art die große Ausstellung ihrer Werke in der Royal Academy in London an, die dieses Wochenende beginnt. Die Schau versammelt nicht nur Zeugnisse und Aufzeichnungen ihrer radikalen Performances seit den 1970er-Jahren, diese werden in Teilen von Studierenden ihres Instituts wiederaufgeführt. Dies gilt auch für „Nude with Skeleton“ von 2005, bei dem sie sich als bekennender Dalai-Lama-Fan von Ritualen tibetischer Mönche inspirieren ließ. Zu deren Exerzitien gehört, an der Seite von Toten zu schlafen, deren Körper sich in verschiedenen Stadien des Verfalls befinden. Diese kaum erträgliche Konfrontation mit der Sterblichkeit griff Abramović für die Performance auf und ließ ein Skelett in ihrer Größe nachbauen, das sie sich auf ihren Körper legte. Durch ihren eigenen Atem hauchte sie den toten Knochen geisterhaft neues Leben ein. Wie kaum eine andere Künstlerin der Gegenwart hat es sich Abramović zur Aufgabe gemacht, sich ihren eigenen und allgemein menschlichen Ängsten zu stellen. Wie weit sie damit gekommen ist, lässt sich jetzt in London bewundern.
Übrigens: „Marina Abramović“ in der Royal Academy in London läuft vom 23. September bis 1. Januar. Und hier geht’s zum Interview mit der Künstlerin.