Der Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk gastiert mit seinem Œuvre als bildender Künstler ein halbes Jahr unter Dresdens Alten Meistern
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05.10.2023
Für die Ausstellung „Der Trost der Dinge“ hat Orhan Pamuk 41 der 78 sogenannten Kabinette seines bekannten Istanbuler „Museums der Unschuld“ nachgebaut und in Beschäftigung mit Beständen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) ganz neue geschaffen. Die Präsentation ist prominenter Auftakt einer mehrjährigen Programmreihe, um das Wissen zur türkischen Kunst und Kultur in Vergangenheit und Gegenwart zu vertiefen, wie die SKD vor der Eröffnung der Schau am Donnerstag ankündigten.
Die Collagen aus Objekten, Bildern und Texten sind die ersten Arbeiten dieser Art, die Pamuk, einer der bedeutendsten Romanciers der Gegenwart, seit Fertigstellung des Istanbuler Museums geschaffen hat. Es geht darum, wie Objekte Trost spenden können, aber auch um Themen, die er seit Jahren erforscht: kulturellen Wandel, Okzidentalismus und Orientalismus, Fiktion und Erinnerung, die Rolle von Museen. Ihm sei klar geworden, „dass ein ganz besonderer Wert von Museen darin liegt, in welchem Zusammenhang sich die Objekte zueinander befinden, wie sie sich auf Menschen und deren Gedanken und Sorgen beziehen“, sagte der 71-Jährige. „Das nenne ich die Kraft der Dinge – eine tröstende Kraft gegen die vergehende Zeit.“
Im Kupferstich-Kabinett im Residenzschloss sind parallel bisher unveröffentlichte Fotografien von Pamuk zu sehen. Sie zeugen von seinen Experimenten, bei denen er die Anordnung kleiner Gegenstände auf seinem Schreibtisch festhielt und damit einen seiner kreativen Entdeckungsprozesse offenbart. Die Präsentation macht laut SKD von Mai bis Oktober 2024 auch im Münchner Lenbachhaus und von November 2024 bis Frühjahr 2025 im DOX-Zentrum für zeitgenössische Kunst in Prag Station. (dpa)
Übrigens: Der diesjährige Nobelpreis für Literatur geht an den Norweger Jon Fosse. Der 64-jährige Dramatiker wurde heute von dem Nobel-Komitee in Stockholm „für seine innovativen Stücke und Prosa“ geehrt, die „dem Unsagbaren eine Stimme geben“. (dpa)