Bild des Tages

„Nie wieder ist jetzt“

Im Gedenken an die Reichspogromnacht und den Schrecken des Holocaust bringt der Düsseldorfer Künstler Mischa Kuball Licht ins Dunkel der Vergangenheit. Seine Lichtinstallation „missing link_“ auf der Kasernenstraße in Düsseldorf setzt ein Zeichen des Erinnerns und des Friedens

Von Alicia Ettwig
09.11.2023

85 Jahre ist es her, dass in der Reichspogromnacht die Synagogen brannten – und teils bis heute nie wieder aufgebaut wurden. An dem Ort in Düsseldorf, an dem einst eine große Synagoge stand, bevor sie in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 von Nationalsozialisten entweiht und zerstört wurde, projiziert Mischa Kuball nun die Konturen des verlorenen Gotteshauses auf die Wand eines Neubaus. 

Der historische Ort, an dem die Synagoge stand und der heute nur noch durch einen unscheinbaren Gedenkstein markiert ist, erlangt durch Kuballs Kunstprojekt eine neue Dimension. Die Synagoge – 1904 im neoromanischen Stil erbaut – erstrahlt in seinem Werk virtuell aufs Neue. Dies fordert nicht nur zum Innehalten auf, sondern ruft auch Erinnerungen wach. 

Die Installation ist ein Beispiel dafür, wie Kunst nicht nur eine ästhetische Erfahrung bietet, sondern auch eine soziale und politische Rolle spielen kann. In Zeiten, in denen das politische Klima oft von Spannungen und Konflikten gezeichnet ist, wie im Fall der Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas, spricht Kuballs Installation auch eine zusätzliche aktuelle Dimension von Gräueltaten und Antisemitismus an. Während weltweit Künstlerinnen und Künstler sich mit der Forderung nach klaren Positionen konfrontiert sehen, antwortet Kuball mit einem Friedensaufruf aus Licht. „Nie wieder ist Jetzt!“. 

Das Kunstwerk verbindet dabei Technologie und Geschichte. Die Begleit-App zur Installation liefert Hintergrundinformationen und Zeitzeugenberichte. Es ist nicht das erste Mal, dass Kuball mit Licht als Medium arbeitet. Bereits in Projekten wie dem „res.o.nant“ im Jüdischen Museum Berlin nutzte er Licht, Klang und drehende Spiegelelemente,  um einen Resonanzraum zu schaffen und die Betrachter physisch wie emotional zu berühren. 

Übrigens: Die Lichtinstallation „missing link_“ Mischa Kuball wird am Donnerstag, 9. November, um 22.30 Uhr zusammen mit Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller an der Ecke Kasernenstraße/Siegfried-Klein-Straße eingeschaltet. Die Ausstellung wird bis zum März 2024 zu sehen sein. 

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