Unsere Museumstipps zum Wochenende: Edvard Munchs Seelenlandschaften im Museum Barberini, die Fotokunst von Evelyn Richter in Leipzig und die letzte Chance, die große Schau von Isa Genzken in Berlin zu sehen
ShareMuseum der bildenden Künste Leipzig, bis 17. März
Mehr als ein halbes Jahrhundert umfasst die aktive Schaffenszeit der 1930 in Bautzen geborenen und 2021 in Dresden verstorbenen Fotografin Evelyn Richter. Darunter fallen auch nahezu alle Existenzdekaden der DDR. Wer ahnen will, wie das Leben im Osten gewesen sein mag oder sich, vielleicht auch nostalgisch, daran erinnern möchte, den werden die Schwarz-Weiß-Aufnahmen bezaubern: Richter registrierte aneinandergeschmiegte Jugendliche in der S-Bahn genauso wie die Arbeiterinnen in den Fabriken, etwa in der Serie über Kammgarnspinnerinnen in Markkleeberg. Das Besondere an dieser Schau ist, dass sie auch Wegbegleiterinnen von Richter wie die Fotografin Eva Wagner-Zimmermann mit Werken vorstellt. Mehr erfahren
Museum Barberini, Potsdam, bis 1. April
Die Gemälde von Edvard Munch öffnen sich vor unseren Augen wie Seelenlandschaften. Das Museum Barberini in Potsdam legt das Gewicht auf den zweiten Teil des Wortes und thematisiert, wie der Norweger Wälder, Klippen und Meer als Resonanzraum für menschliche Gefühle sah: Einen „gewaltigen, endlosen Schrei“ in der Natur vernimmt der Maler, als er auf den Fjord von Oslo blickt. Sein daraus entstandenes, berühmtestes Werk zeigt das Museum Barberini als Lithografie von 1895. Doch herrscht in dieser Schau nicht nur existenzielle Verzweiflung – mit farbglühenden Gemälden wie „Die Sonne“ (1910–1913) oder Bildern von nackten Strandspaziergängern ist ein lebensfroher Munch zu entdecken. Mehr erfahren
Staatsgalerie Stuttgart, 24. November bis 17. März
Weiter geht’s mit den großen Namen der modernen Malerei: Die Staatsgalerie Stuttgart eröffnet ihre große Überblicksausstellung zum Werk von Amedeo Modigliani. Weil man dem in Paris wirkenden Italiener aufgrund der überlangen Hälse und ovalen Gesichter in seinen Akten ein ungesundes Frauenbild unterstellte, war es länger ruhiger um ihn. Doch das Klischee des misogynen Malers ist falsch, wie die Stuttgart Schau unterstreicht: Die Körperformen in seinen Werken waren, wie so oft in dieser Zeit, von frühantiken und außereuropäischen Skulpturen inspiriert. Warum Modigliani mit seinen Porträts moderner und unabhängiger Frauen vortrefflich zum Geist unserer eigenen Gegenwart passt, lesen Sie hier
Schirn Kunsthalle, bis 18. Februar
Aus spitzem Winkel gelangen Lyonel Feininger nicht wenige Treffer: Seine häufig von Dreiecksformen durchzogenen Bildkompositionen sind wiedererkennbar auf den ersten Blick, auch jetzt wieder aktuell in Frankfurt, und doch stellt sich die Frage, was sie eigentlich sind: Expressionismus? Kubismus? Oder gar Neue Sachlichkeit? Ein bisschen von all diesen Strömungen findet sich in ihnen wieder. Fakt ist, dass Feininger 1871 in New York geboren wurde und erst im Alter von 16 Jahren über den Atlantik kam – dass hier also ein waschechter Yankee einen substanziellen Beitrag zur deutschen Bauhaus-Moderne leistete. Weshalb Lyonel Feininger vollkommen in Berlin vernarrt war, erfahren Sie hier.
Neue Nationalgalerie, nur noch bis 27. November (Sonderöffnungstag)
Wer die Ausstellung von Isa Genzken in der Neuen Nationalgalerie noch nicht gesehen hat, bekommt bis zum Montag die letzte Chance dazu: Ihr 75. Geburtstag markiert die Finissage. Die Schau lohnt sich aus drei Gründen. Erstens ist Ludwig Mies van der Rohes Glasvitrine hier mit 75 schrägen Skulpturen ziemlich vollgestopft – und dadurch ihrer weihevollen Aura elegant beraubt. Zweitens ist Genzken ist eine großartige Bildhauerin mit einer feinen Sensibilität für Materialien, sei es Beton oder alter Pizzakarton. Und drittens halten ihre Werke eine feine Balance zwischen Erhabenheit und Ironie, wenn sie etwa Babypuppen mit quergelegten Designerstühlen als junge Gewichtheber inszeniert. Mehr erfahren