Auf Juergen Teller ist Verlass: der weltberühmte Fotograf aus Bubenreuth ist produktiver denn je. Dies zeigt seine neu eröffnete Ausstellung im Grand Palais Éphémère in Paris „I need to live“
ShareDieses Bild ist zurzeit in ganz Paris zu sehen, als Plakatmotiv für die neu eröffnete Ausstellung Juergen Tellers im Grand Palais Éphémère. Wie ein männliches Pendant zur Venus von Urbino liegt der Mitte-fünfzig-Jährige ausgebreitet auf weißer Bettwäscher unter freiem Himmel und nassem Pflaster. Mit einer Hand hält er einen Strauch Ballons, mit den Augen starrt er uns ziemlich auffordernd an. Es gibt noch eine zweite Version desselben Motivs, genau gleich, nur ohne Short. Ob mit oder ohne, beides ist nichts Ungewöhnliches für den Fotografen. Oftmals hat er sich nackt in seinen Aufnahmen gezeigt, und die kurzen bunten Sport-Shorts sind mittlerweile Teil seiner wohlbekannten Uniform.
Entstanden ist das Selbstporträt während eines Modeshootings für das französische Prêt-à-porter-Haus Isabel Marant im Jahr 2018. Es ist ein typisches Juergen-Teller-Bild, kennzeichnend für die Art und Weise, wie der Fotograf schon seit bald dreißig Jahren jegliche Erfahrungen fotografisch verarbeitet, miteinander verknüpft, um sie Teil eines großen Gesamtwerkes werden zu lassen. Nun ist dort, wo vor einem knappen Monat die Messe Paris Photo stattfand, eine große Teller-Einzelausstellung zu sehen. Sie belegt, dass Juergen Teller in den vergangenen zehn Jahren mit der digitalen Fotografie in eine scheinbar pausenlose Schaffensphase geraten ist. Indem er sich unter anderem wiederholt auf den eigenen Fundus bezieht und ihn neu interpretiert, gelingt es ihm, immerfort aufs Neue überraschende Bilder zu schaffen, die uns etwas zeigen, was wir bis jetzt noch nicht gesehen hatten. Das letzte Beispiel sind die Bilder seiner neugeborenen Tochter Iggy, mit der er seine berühmtesten Modedfotos nachgestellt hat. Mit der Fotografie bleibt Juergen Teller definitiv auf der bright side of life.
Übrigens: Die Ausstellung im Grand Palais Éphémère „I need to live“ läuft bis zum 9. Januar. Im Frühjahr wird sie in Mailand zu sehen seien. Ein begleitender Katalog ist bei Steidl erschienen.